GTO (“Game Theory Optimal” – auf Deutsch "Optimale Spieltheorie") ist ein unglaublich komplexes Thema. Dass dies aber nicht unbedingt der Fall sein muss, beweisen wir Ihnen in diesem Artikel!

Wir zeigen Ihnen, wie Sie innerhalb kürzester Zeit GTO-Prinzipien auf Situationen am River anwenden können.

Wir vermeiden komplexe mathematische Berechnungen und betrachten nur allgemeine Erkenntnisse, die Sie sofort nutzen können, um Ihr Spiel zu verbessern. 

Strategie als Aggressor

Nehmen wir an, Sie wollen in einer bestimmten River-Situation eine Bet machen.

Mit welchen Händen sollten Sie dies tun?

1. Sie sollten sowohl mit starken als auch mit schwachen Händen eine Bet machen.

Wenn Sie sehr starke Hände haben, wollen Sie natürlich setzen, in der Hoffnung, dass Ihr Gegner mit schlechteren Händen callen wird. 

Wenn Sie ausschließlich sehr starke Hände am River setzen, könnte Ihr Gegner irgendwann Ihre Strategie durchschauen. Er könnte anfangen, seine mittelstarken Hände zu folden.

Aus diesem Grund sollten Sie ebenfalls mit schwachen Händen eine Bluff-Bet machen. Auf diese Weise kann Ihr Gegner nicht automatisch alle seine mittelstarken Hände folden, wenn er Ihrer Bet am River gegenübersteht. 

Wenn Sie sowohl starke als auch schwache Hände setzen, spricht man von einer „Polarised Range“ (polarisierte Range). Im Grunde genommen bedeutet es, dass Sie entweder richtig stark sind oder nur bluffen. 

Ein Mann hält einen Pokerchip in seiner Hand

2. Vermeiden Sie Bets mit mittelstarken Händen

Laut der GTO-Strategie macht es keinen Sinn, auf dem River mit mittelstarken Händen zu setzen.

Warum? Es ist unwahrscheinlich, dass Sie von schlechteren Händen gecallt werden und es ist unwahrscheinlich, dass bessere Hände folden.

Eine Bet mit mittelstarken Händen kann unter Umständen dennoch profitabel sein. Aber normalerweise ist es ein Fehler, da es auf lange Sicht nicht so profitabel ist wie ein Check.

3. Machen Sie häufiger mit starken als mit schwachen Händen eine Bet

Laut der GTO-Strategie gibt es ein ideales Gleichgewicht zwischen der Häufigkeit, mit der Sie mit einer starken Hand setzen, und der Häufigkeit, mit der Sie mit einer schwachen Hand einen Bluff machen.

Wie versprochen, werden wir uns nicht mit komplexen mathematischen Berechnungen aufhalten. Sie müssen nur wissen, dass das Gleichgewicht zwischen Bluff- und Value-Händen von der Bet Size (höhe der Bet) abhängt. 

Je höher Ihre River-Bet ist, desto häufiger sollten Sie bluffen. 

Unabhängig von der Situation sollten Sie jedoch immer mehr Value Bets als Bluffs in Ihrer Range haben. 

Ein Pokerspieler legt Chips auf den Pokertisch

Nehmen wir zum Beispiel an, Sie machen eine River-Bet in Höhe der Hälfte des Pots. Nach GTO-Maßstäben sollten Sie in 75 % der Fälle eine Value-Hand haben und in 25 % der Fälle bluffen. 

Wenn Sie am River zu oft bluffen, kann Ihr Gegner einen Vorteil daraus ziehen, indem er Ihre River-Bet viel häufiger callt. 

Strategie als Verteidiger

Stellen Sie sich nun vor, dass Sie mit einer River-Bet Ihres Gegners konfrontiert werden. Wie sollte Ihre Strategie laut GTO aussehen?

1. Callen mit einem Bluffcatcher.

Lassen Sie uns mit dem Offensichtlichen beginnen. Wenn Sie eine extrem starke Hand haben, raisen Sie. Wenn Sie eine extrem schwache Hand haben, folden Sie. 

Nun bleibt eine große Anzahl an mittelstarken Händen. Wir bezeichnen diese Hände als Bluffcatcher. Diese Hände gewinnen den Pot in der Regel nur, wenn Ihr Gegner blufft. 

Generell gilt, dass Sie mit den besten Bluffcatchern callen und mit den schlechtesten folden sollten. Grundsätzlich hängt dies von der jeweiligen Situation und weiteren Faktoren ab, die wir in diesem Fall nicht genauer erläutern werden.

2. Angemessene Verteidigungs-Frequenz

Ihr Ziel ist es, ein Gleichgewicht zu finden, wie oft Sie am River callen, wenn Sie einen Bluffcatcher haben (mittelstarke Hand).

Wenn Sie z.B. immer callen, kann Ihr Gegner Sie ganz leicht ausnutzen, indem er nicht mehr blufft.

Wenn Sie hingegen immer folden, sorgt dies dafür, dass Ihr Gegner häufiger bluffen wird, um einen Fold von Ihnen zu generieren.

Eine Gruppe von Leuten, die an einem Tisch Poker spielen

Wir sparen uns jede Mathematik. Je weniger Ichr Gegner setzt, desto häufiger sollten Sie seine River-Bets callen. 

Wenn Ihr Gegner eine River-Bet in Höhe der Hälfte des Pots macht, sollten Sie in etwa 67 % der Fälle callen.

Die Rolle der Blocker

Eine grundlegende Einführung in die GTO-Prinzipien in River-Situationen wäre nicht vollständig, ohne auf den Themenbereich der Blocker einzugehen. Halten Sie sich hier nicht zu sehr mit den Details auf. Wir streben eine breite Einführung in dieses Thema an. 

Blocker helfen Ihnen bei der Auswahl der besten Bluffs und Bluffcatcher in einem bestimmten River-Szenario. Denken Sie daran, dass Sie in der Regel nicht alle Ihre Bluffs oder Bluffcatcher in einer bestimmten Situation nutzen werden.

Fassen wir das Gelernte einmal kurz zusammen: 

  1. Wenn Sie einer River-Bet gegenüberstehen, sollten Sie nicht mit all Ihren Bluffcatchern callen. Sie brauchen einen genauen Plan, um zu entscheiden, welche Bluffcatcher am besten sind. 
     
  2. Als Aggressor können Sie nicht all Ihre Bluffs setzen. Sie brauchen eine gewisse Richtlinie, um zu entscheiden, welche Bluffs die besten sind. 

Blocker helfen Ihnen bei dieser Entscheidung. Aber was genau ist ein Blocker überhaupt?

Eine Frau mit Sonnenbrille sitzt an einem Pokertisch

Was ist ein Blocker beim Poker?

Ein Blocker ist eine Karte in Ihrer Hand, die einige Hände Ihres Gegners unwahrscheinlicher macht.

Stellen Sie sich zum Beispiel ein Szenario mit drei Herzen auf dem Board vor, was bedeutet, dass ein Flush in Herz möglich ist. Ihr Gegner macht nun eine große Bet, die den Flush repräsentieren soll.

Wenn eine Ihrer Hole Cards ein Herz ist, wird es etwas unwahrscheinlicher, dass Ihr Gegner den Flush hat und daher etwas wahrscheinlicher, dass er blufft. 

Man könnte sagen, dass Sie in dieser Situation einen "Flush-Blocker" halten.

Blocker-Effekte als Verteidiger

Die idealen Hände, um am River mit einem Bluffcatcher zu callen, haben die folgenden Eigenschaften:

  1. Ein solider Bluffcatcher blockiert legitime Value-Hände, die Ihr Gegner haben kann. Denken Sie an das obige Beispiel mit dem Herz-Flush.
  2. Ein guter Bluffcatcher blockiert keine Bluffhände, mit denen Ihr Gegner vielleicht bluffen möchte.

Was den zweiten Punkt betrifft, so wollen wir das Flush-Beispiel etwas abwandeln. Stellen Sie sich nun vor, dass der Herz-Flush nicht angekommen ist. Auf dem Flop waren zwar zwei Karten in Herz da, aber keine weitere ist gekommen.

An dieser Stelle wäre es ideal, wenn Sie keine Herz-Karte auf der Hand haben. Sie wollen die Wahrscheinlichkeit maximieren, dass Ihr Gegner einen verpassten Flush Draw hat. 

Diese Argumentation ist eine starke Vereinfachung der Funktionsweise von Blockern, aber sie sollte Ihnen dabei helfen, das Konzept zu verstehen. 

Laut der GTO-Strategie besteht der Kerngedanke darin, dass Ihre Blocker Ihnen dabei helfen, zu entscheiden, mit welchen Bluffcatchern Sie callen oder folden sollten.

Blocker als Aggressor

Die idealen Hände für einen Bluff am River haben die folgenden Eigenschaften:

  1. Ein guter Bluff blockt legitime Made Hands oder Bluffcatcher, die der andere Spieler haben könnte. 

    Häufig wird am River eine Bet mit einem schwachen Paar gemacht. Indem Sie selbst ein Paar haben, verringern Sie die Wahrscheinlichkeit, dass Ihr Gegner zwei Paare oder ein Set hat. 
     
  2. Ein guter Bluff blockiert keine Hände, die der andere Spieler folden würde.

Wenn es zum Beispiel einen verpassten Draw auf dem River gibt, sollten Sie idealerweise keine Karten haben, die einen Teil des möglichen verpassten Draws des Gegners ausmachen würden. 

Nicht alle Bluffs und Bluffcatcher erfüllen beide der genannten Kriterien. Viele erfüllen nur eines der beiden Kriterien, gelten aber dennoch als Bluff/Bluffcatcher. 

River-Raises

Die Prinzipien, die auf einen River-Raise zutreffen, wenn Sie mit einer Bet konfrontiert werden, ähneln den angesprochenen Punkten einer River-Bet. 

Wenn Sie am River raisen, wollen Sie eine polarisierte Range. Laut der GTO-Strategie sollten Sie umso mehr bluffen, je größer Ihr Raise ist.

Die besten River-Bluff-Raises basieren auf der oben beschriebenen Blocker-Strategie. 

Die Verteidigungs-Strategie gegen River-Raises ist ähnlich wie die Verteidigungs-Strategie gegen reguläre River-Bets. Sie machen einen Re-Raise mit Ihren besten Händen und folden Ihre schlechtesten Hände.

Mit Ihren mittelstarken Händen (d.h. Ihre Bluffcatcher) sollten Sie entweder callen oder folden, je nachdem, ob Sie die richtigen Blocker haben oder nicht.

Wann sollten Sie am River eine Bet machen?

Befassen wir uns mit der letzten Frage: Sollten Sie am River eine Bet machen?

Das hängt von den vorangegangenen Aktionen während der Hand und den Ranges der beteiligten Spieler ab.

Als allgemeine Richtlinie sollten Sie sich an folgende Punkte halten, wenn Sie eine Bet machen möchten:

  1. Sie waren der Aggressor am Turn und Ihr Gegner hat nur gecallt. 
  2. Sie haben Value-Hände in Ihrer Range, die Ihr Gegner wahrscheinlich nicht schlagen wird. 

Auf der anderen Seite ist es viel wahrscheinlicher, dass Sie den River checken sollten, wenn:

  1. Ihr Gegner die letzte aggressive Aktion auf dem Turn gemacht hat, besonders wenn er in Position (IP) ist.
  2. Sie keine starken Value-Hände in Ihrer Range haben und diese hauptsächlich aus mittelstarken Händen besteht.  

Dies sind nur grobe Anhaltspunkte, keine festen Regeln. 

Angenommen, Sie machen Out of Position (OOP) eine River-Bet gegen einen Gegner, der der Aggressor am Turn war. Dieses Play ist eine Donk Bet. 

Es ist fast unmöglich, dass eine Donk Bet das bestmögliche Play ist. Laut GTO-Solvern sollten Sie diese Betting-Line nur sehr selten nehmen.

Zusammenfassung

Hier sind die wichtigsten Tipps, die Ihnen dabei helfen, Ihr Spiel innerhalb kürzester Zeit auf ein neues Level zu bringen.

  1. Sie sollten auf dem River nur mit einer polarisierten Range eine Bet machen. Es ist ein Fehler, mit mittelstarken Händen Bets abzufeuern.
  2. Das Bluffen am River ist entscheidend. Wenn Sie nie bluffen, ist Ihrer Strategie leicht zu durchschauen.
  3. Je größer Ihre River-Bet ist, desto öfter sollten Sie bluffen.
  4. Unabhängig von dem River-Sizing sollten Sie immer mit mehr Value-Händen als Bluffs eine Bet machen.
  5. Blocker helfen Ihnen bei der Entscheidung, welche Bluffs und Bluffcatcher am sinnvollsten sind. 
  6. Sie sollten nur dann eine River-Bet machen, wenn Sie starke Value-Hände in Ihrer Range haben. 

Dennoch sollten Sie sich nicht zu sehr mit den folgenden Punkten beschäftigen, da die Dinge schnell zu komplex werden können. 

  1. Ein optimales Verhältnis zwischen Value-Händen und Bluffs.
  2. Die richtigen Blocker-Effekte, je nach Szenario. 
  3. Optimale Bluffcatcher-Häufigkeit.

Wenn Sie auch nur annähernd an ein optimales Verhältnis in Bezug auf diese drei Statistiken herankommen, werden Sie besser abschneiden als 95 % der anderen Pokerspieler. 

Sie werden dadurch Ihre Winrate deutlich verbessern und extrem schwer für Ihre Gegner zu lesen sein.