Wenn Sie eine Pool-/Billardhalle finden, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass ein Poker Spiel nicht weit entfernt ist. Hinterzimmer in Billardhallen waren im Laufe der Jahre der Einstieg für viele Pokerspieler. Bei beiden Spielen geht es oft um viel Geschicklichkeit und meist ist auch der Glücksfaktor nicht zu vernachlässigen. Von Zeit zu Zeit haben Spieler beider Lager den Wechsel zum jeweilig anderen Spiel gewagt.

Beide Spiele haben eine faszinierende Geschichte, bei der es um viel mehr geht als um den allgegenwärtigen grünen Filz. Viele berühmte Pokerspieler begannen ihre Karriere mit 8-Ball oder 9-Ball. Auf der anderen Seite haben sich auch Billardspieler in die Action an den Pokertischen gestürzt. 

Hier ist ein Blick auf die Überschneidungen zwischen den beiden Spielen:

Inhaltsverzeichnis

1 - Der Ursprung des Spiels

Poker und Billard scheinen eine ähnliche Historie zu haben. In den frühen 1800er-Jahren konnte man in den Saloons und auf den Raddampfern auf dem Mississippi leicht Poker Spiele finden. Das Spiel war darüber hinaus ein populärer Zeitvertreib für Soldaten auf beiden Seiten des Bürgerkriegs.

In der Anfangszeit war ein Kartenspiel mit 20 Karten sehr beliebt. Doch der Fortschritt und die Entwicklung des Spiels gingen schnell voran. In den 1840er- und 1850er-Jahren kamen modernere Varianten auf, die den heutigen ähnelten und schließlich zum beliebtesten Format, dem No Limit Texas Hold'em, führten.

Die ersten Billardtische gab es in den Vereinigten Staaten in den 1600er-Jahren. Im späten 18. Jahrhundert wurde das Spiel immer beliebter – selbst George Washington soll regelmäßig Billard gespielt haben. Zur selben Zeit gab es auch die ersten Poker- und Billardtische, die für alle zugänglich waren. 

Viele hielten beide Spiele für kritisch. Einige sahen Billard und Poker als Spiele für zwielichtige Typen an, die auf der Suche nach dem schnellen Geld waren.

Beide Spiele zogen Spieler an, die eher zwielichtig waren, und dieser Ruf mag zum Reiz beider Spiele beigetragen haben. 

  • In den Saloons des Wilden Westens war es an der Tagesordnung, sich mit anderen Spielern an den Billardtischen zu messen. 
  • Zur gleichen Zeit versammelten sich wahrscheinlich im selben Saloon einige Spieler, um am Pokertisch Seven Card Stud oder eine ähnliche Variante zu spielen. 

Sowohl beim Poker als auch beim Billard ging es mit Sicherheit um den ein oder anderen Dollar. 

2 - Vom Billardtisch zum Pokertisch

Daniel Negreanu ist vielleicht der bekannteste Pokerspieler, der als Billardspieler begann. Negreanu wuchs in Toronto, Kanada, auf und war regelmäßig in der Billardhalle anzutreffen.

"Als ich ein Teenager wurde, fing ich an, ein wenig in der Billardhalle zu spielen", schreibt er in seinem Buch Deal Me In. "Es gab nichts Cooleres, als an einem Turnier teilzunehmen, bei dem ich tatsächlich spielen durfte! Ich habe jeden Dienstag am Billardturnier teilgenommen und obwohl ich nicht der beste Spieler im Raum war, war ich wahrscheinlich der ehrgeizigste.“

 

Vom Billardtisch zum Pokertisch

 

"Ich bin mit Billard aufgewachsen und finde, dass es ein viel anspruchsvolleres Spiel ist", sagte Negreanu dem Pool and Billiard Magazine. "Im Gegensatz zum Poker würde ich mich als Billardspieler mit einem sehr konservativen Stil bezeichnen. Ich versuche, die Leute zu frustrieren und sie nicht zu überfordern. Ich war nicht so talentiert wie viele andere Spieler, aber ich denke, ich war schlauer als viele meiner Gegner.“

"Ich war nie großartig oder würde nie ein Profi werden, aber ich habe mich behauptet. Ich spiele kein Billard mehr, weil es hier draußen (in den USA) niemand spielt, aber gelegentlich kommen Leute zu mir nach Hause und wir spielen 8-Ball oder 9-Ball."

Negreanu liebte das Spiel und spielte in den Billardhallen rund um Toronto. Diese Erfahrung führte schließlich dazu, dass er mit dem Spiel anfing, für dessen Dominanz er heute bekannt ist.

"Meine Vorliebe für Menschen, Zahlen und Wettbewerb brachte mich schließlich zum Pokern", schreibt er in Deal Me In. "Als Kind hatte ich keine Berührungspunkte, aber meine ersten Erfahrungen mit Poker machte ich mit meinen Kumpels in der Billardhalle. Eines Abends, nach einem Turnier, wurde ich zu einem Home Game eingeladen.“

Mit zehn Dollar und einem Sixpack Bier setzte sich der damals 17-jährige Negreanu an den Tisch und verlor bald seine gesamte Bankroll. Das Pokerfieber hatte ihn jedoch gepackt. Er spielte weiter und beobachtete, wie die besseren Spieler vorgingen. Nach und nach arbeitete er an seinem Spiel und verbesserte sich kontinuierlich. 

Das erste Home Game sollte nur der Anfang sein. Es folgten Reisen nach Las Vegas, die zu Beginn alles andere als rund liefen. Negreanu verlor bei seinem ersten Trip in die Glücksspielmetropole in der Wüste Nevadas seine Bankroll. 

Dann, 1998, im Alter von 23 Jahren, gewann der Kanadier sein erstes Bracelet bei der World Series of Poker (WSOP) und ein Preisgeld von 169.460 US-Dollar. Das war der Startschuss für eine steile Pokerkarriere als einer der erfolgreichsten Spieler der Welt. 

3 - Das Hinterzimmer 

Neben Negreanu sind auch viele andere große Namen vom Billard zum Poker gewechselt. Spieler, die Mitte der 1900er-Jahre in den Hinterzimmern und Bars der Südstaaten unterwegs waren, vollzogen häufig den Wechsel vom Billard- zum Pokertisch. 

Die Pokerlegende Doyle Brunson spielte regelmäßige in einem berüchtigten Viertel in Fort Worth, Texas. Häufig schlief er tagsüber, um nachts Pokern zu können. 

 

Das Hinterzimmer 

 

"Die Exchange Avenue verlief mitten durch das alte Stockyards-Viertel im Norden von Fort Worth und war überfüllt mit Saloons und Billardhallen, Kleinkriminellen, Betrunkenen und eine bunten Mischung aus schrägen Typen, darunter Cowboys und Frauen in engen Jeans, die nach Cowboys suchten", schreibt Brunson in seiner Autobiografie The Godfather of Poker. „Überall auf der Exchange Avenue konnte man Pokerrunden finden.“

Brunson beschreibt, dass er "im Hinterzimmer einer Billardhalle" spielte, als jemand erschossen wurde. Er entkam über einen Notausgang hinter dem Gebäude. Der 10-fache Bracelet-Gewinner spielte oft in Billardhallen. In der Öffentlichkeit hatten beide Spiele jedoch keinen guten Ruf. 

"Die Spiele waren alle in Hinterzimmern", sagte Brunson. "Sie waren immer vor der Öffentlichkeit verborgen. Natürlich habe ich die meiste Zeit gewonnen. Ich vermisse die alten Zeiten, denn ich habe das Abenteuer geliebt.“

Thomas "Amarillo Slim" Preston ist ein texanischer Pokerspieler der alten Schule und Gewinner des WSOP Main-Events 1972. Er besuchte die Peabody Academy, eine Vorbereitungsinstitution der Universität von Arkansas-Fayetteville. In dieser Zeit machte Preston seine ersten Erfahrungen mit Billard und Poker. 

"Es stellte sich heraus, dass meine Mutter recht hatte, als sie sagte, Peabody würde mir helfen, in meiner Karriere voranzukommen", sagt er in seiner Autobiografie Amarillo Slim in a World of Fat People. "Die Schule bot mir das eine Hilfsmittel, das meine Entwicklung am meisten beeinflussen sollte: Einen Billardtisch im Gebäude der Studentenbetreuung."

Zwei Jahre später verbrachte Preston einen Großteil seiner Zeit in den örtlichen Billardhallen in Amarillo, wo er sich seinen Lebensunterhalt verdiente. Sein Vater war damit nicht einverstanden, aber Preston ging diesen Weg, um über die Runden zu kommen. Der legendäre Spieler Rudolph "Minnesota Fats" Wanderone soll ihm geholfen haben, sein Spiel stetig zu verbessern.

Als er nach dem Zweiten Weltkrieg in Europa in der Armee diente, begann Preston nicht nur Billard, sondern auch Poker zu spielen. Nach seiner Entlassung folgte eine erfolgreiche Pokerkarriere, in der er vier WSOP-Bracelets gewann und in der Tonight Show mit Johnny Carson auftrat. Er betrachtete Billard immer als einen wichtigen Teil seines Lebens.

"Selbst gegen den Willen meines Vaters fand ich einen Weg, Billard zu spielen, und ich lernte die erste Regel eines harten Arbeiters, bevor ich alt genug war, um Auto zu fahren: Finde ein Spiel, bei dem du gewinnen kannst", schrieb er in seiner Autobiografie. "Und obwohl ich weiß, dass es meinem Vater nicht gepasst hat, habe ich dadurch gelernt, ein Mann zu sein."

4 - Mark Twain, Pokerspieler und Billard-Liebhaber

Im 19. Jahrhundert und während eines Großteils des 20. Jahrhunderts waren Poker und Billard vor allem ein Zeitvertreib für Männer. Einer der größten Schriftsteller Amerikas, der "Man’s Man" und Autor Mark Twain, kannte diese Spiele gut. Als er in Hartford, Connecticut, lebte, verbrachte Twain viele Stunden in seinem Billardzimmer. Bis tief in die Nacht hinein lieferte er sich regelmäßig Duelle mit Zeitungsreportern, Anwälten und Bankiers.

In seinem Lieblingszimmer befanden sich allerlei einzigartige Gegenstände, darunter die folgenden: 

  • Handgefertigte Billard-Queue
  • Billardkugeln
  • Pfeifen
  • Zigarren
  • Weingläser
  • Ein Bierkrug

Im Mark Twain House and Museum sind unter anderem seine originalen Billardkugeln, -Halterungen und -Queues ausgestellt.

Auch Twain war das Pokern nicht fremd. Als junger Kapitän eines Raddampfers in den 1850er- und 1860er-Jahren lernte er das Spiel auf dem Mississippi. Der Autor nahm sogar in seinen Geschichten und Berichten Bezug auf das Spiel.

Während einer Reise durch den Westen der USA im Jahr 1862 schrieb er nicht nur über das Leid der amerikanischen Ureinwohner, sondern auch über ein bestimmtes Kartenspiel.

In seinen Werken verwendete Twain regelmäßig Pokerausdrücke wie "Bluffen", "Straddling the Blind", "Aces Full" und sogar den Begriff, den kein Pokerspieler gerne hört: "Busted".

5 - Weitere Spieler, die den Übergang von Billard zu Poker gewagt haben

Viele weitere Spieler haben in den letzten Jahren den Billard-Queue gegen die Pokerchips getauscht. 

Bobby Baldwin, WSOP Main-Event-Champion von 1978, war ein Weltklasse-Billardspieler als er in Tulsa, Oklahoma, aufwuchs. Er wurde 2003 in die Poker Hall of Fame aufgenommen und arbeitet heute als Geschäftsführer eines Casinounternehmens.

Pokerprofi John Hennigan verbrachte als Jugendlicher in Philadelphia und Atlantic City viel Zeit am Billardtisch. Der sechsfache Bracelet-Gewinner begann zwischen den Billardturnieren nebenbei zu pokern. Das zahlte sich aus. Neben Live-Turniergewinnen von knapp 9 Millionen US-Dollar gehört auch ein WTP-Titel zu seiner Trophäensammlung. 

Der aus Georgia stammende Billy Baxter verbrachte seine Zeit in örtlichen Billardhallen und hatte im Alter von 18 Jahren bereits einen Gewinn von 5.000 US-Dollar angehäuft. Mit dem Geld ging er nach Las Vegas, wo er das Pokern erlernte. Später verbrachte er neun Monate in der Glücksspielmetropole, als er 1975 nach den Flitterwochen auf Hawaii mit seiner Frau dort Station machte. Baxter teilte sich seine Zeit an den Tischen mit unzähligen Pokerlegenden, darunter Doyle Brunson, Puggy Pearson und Stu Ungar.

Paul Darden, der bei Live-Turnieren mehr als 2 Millionen US-Dollar gewonnen hat, wuchs in einem Armenviertel von New Haven, Connecticut, auf, wo sein Vater eine Billardhalle besaß. Im Hinterzimmer fand wenig überraschend immer ein Pokerspiel statt, und so lernte Darden schon in jungen Jahren das Pokern. Nachdem er sich mit den falschen Leuten eingelassen hatte, sagte Darden, dass diese Spiele ihm halfen, auf den richtigen Weg zurückzukehren. In seiner Karriere gewann er nicht nur WSOP-Bracelets, sondern auch Titel bei der WPT.

Julius "Little Man" Popwell wurde 1996 in die Poker Hall of Fame aufgenommen. Ebenso wie die zuvor genannten Spieler beschäftigte er sich intensiv mit Poker und Billard. Er trat gegen einige der besten Pokerspieler der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts an und war darüber hinaus ein sehr talentierter Billardspieler. Als Teenager soll er seinen Spitznamen bekommen haben, als er viel ältere und erfahrenere Billardspieler besiegte. Dieser Spitzname passte nicht ganz zur tatsächlichen Statur Popwells. Mit einer Größe von 1,68 m war er eher klein, wog aber angeblich bis zu 135 kg.

Ben Lamb schaffte ebenfalls den Übergang vom Billard zum Poker. Er wurde Dritter beim WSOP Main-Event 2011 für ein sagenhaftes Preisgeld von 4 Millionen US-Dollar und beendete die Serie als Spieler des Jahres. Neben dem Gewinn eines WSOP-Bracelets hat Lamb an den Pokertischen weltweit von sich Reden gemacht. Vor seiner großen Pokerkarriere war er ein talentierter Billardspieler.

In der jüngeren Vergangenheit haben auch andere professionelle Billardspieler an den Pokertischen Erfolg gehabt. James Akenhead könnte einer der besten von ihnen sein. Er war ein regelmäßiger Teilnehmer der UK 9-Ball Tour und gehörte 2003 zu den besten Spielern seines Landes.

Bei einem Zwischenstopp während der Tour setzte sich Akenhead mit anderen Kollegen an einen Pokertisch. Dabei wurde ihm klar, dass er mit Poker mehr Geld verdienen konnte. Seine Pokerkarriere startete so richtig durch, als er ein Online-Turnier für ein Preisgeld von 35.000 US-Dollar gewann. 

Inzwischen hat er 3,7 Millionen US-Dollar bei Live-Turnieren gewonnen. Einen Großteil erzielte er als neunter beim WSOP Main-Event 2009 für eine stattliche Summe von 1,2 Millionen US-Dollar. 

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Poker und Billard gehören weltweit zu den beliebtesten Freizeitbeschäftigungen. Beide Spiele haben eine lange Historie und bei beiden geht es oft darum, sich mit anderen Spielern zu messen und Geld zu gewinnen.

Eines dürfte jedoch klar sein: Egal, ob Sie gerne Billardkugeln versenken oder Ihre Pokerchips vermehren, beide Spiele können ungeheuer viel Spaß machen!