Wer glaubt, dass die besten Pokerspieler nur in Casinos reich werden, sollte Simon Mattsson kennenlernen. Der schwedische Profi, der gerade einmal 29 Jahre alt ist, hat es geschafft, mehr als 28 Millionen US-Dollar zu gewinnen, ohne dabei auch nur ein einziges Casino zu betreten.
Er spielt unter dem Namen C. Darwin2 und gehört zur neuen Generation der Online-Pokerspieler. Er ist sogar als die Nummer eins der Onlinepoker-Weltrangliste von Pocket Fives geführt.
Die moderne Riege der Online Poker Spieler nutzen die neusten Strategien, um sich einen Vorsprung an den Online-Tischen zu sichern. Aber die Gewinne, die Mattsson und weitere Online-Profis einfahren, haben nichts Virtuelles an sich.
Mattssons Aufstieg an die Spitze des Online Pokers
Als Teenager hat er sich am Spiel die Zähne ausgebissen, wie fast alle der besten Spieler. So gab er gegenüber Jack Stanton auf Twitter preis:
Mattsson ist aus demselben Grund zum Glücksspiel gekommen wie alle anderen, von Doyle Brunson bis Tom Dwan. "Eine Menge Geld zu verdienen, indem man ein Kartenspiel spielt, das einem Spaß macht, ist für einen 18-Jährigen, der nicht die klassische Laufbahn nach der Schule einschlagen möchte, sehr verlockend", sagte Mattsson.
Er erklärte, dass er, nachdem er sich eine immer größere Bankroll erspielte hatte, von Sit & Gos zu Multi-Table-Turnieren wechselte. "Ich war auf der Suche nach dem großen Coup. MTTs waren immer das, was ich spielen wollte und was ich am aufregendsten fand."
Der Weg dorthin hat sich für den Schweden nicht nur monetär ausgezahlt. Derzeit nimmt er an den weltweit prestigeträchtigsten Online-Turnieren mit den höchsten Buy-ins teil. Wer jetzt denkt, dass sich Mattsson auf seinen Erfolgen ausruht, der irrt gewaltig. Der 29-Jährige arbeitet weiter hart an seinem Spiel.
Ihm dicht auf den Fersen ist eine Gruppe brasilianischer Pokerspieler. Mittlerweile sind es die Südamerikaner, die das Spiel dominieren, das früher der Gnade von Mattssons skandinavischen Landsleuten ausgeliefert war. Jetzt kommen elf der Top 25 der Pocket-Fives-Rangliste aus Brasilien.
Südamerikanische Dominanz an den Tischen
Worin besteht der brasilianische Vorteil? Zunächst einmal ist das Land unfassbar pokerverrückt. In einem Land mit 200 Millionen Einwohnern spielen über 4 Millionen Menschen Poker und andere Kartenspiele.
Laut Rodrigo Garrido, der seit 2005 in der brasilianischen Pokerszene aktiv ist, gibt es ebenfalls eine große Schachcommunity. Profis in diesem Spiel fällt es leicht, von der Strategie am Brett zum Pokertisch zu wechseln. Letzteres ist natürlich finanziell lukrativer.
Auf die Frage nach dem Stellenwert des brasilianischen Pokers in Lateinamerika antwortete er Gaming & Media News:
"Brasilien ist eine Pokermacht. Wir gehören bereits zu den besten Pokerspielern der Welt. Daher haben wir diese Führungsrolle in Südamerika."
Zweifellos würden Brasiliens führende Online Poker Spieler dem zustimmen. Zu ihnen gehören Dalton "daltonhb" Hobold, Felipe "ketzerfelipe" Ketzer und Lucia "llima92" Lima.
Lima gewann 2021 sein erstes Bracelet bei der WSOP Online. Der Sieg war besonders beeindruckend und zeugt von Limas Kampfgeist. Er ging als Dritter in Chips an den Final Table und hatte wenig Erfahrung in einer solchen Drucksituation.
Aber er spielte hart und setzte sich am Ende durch. Der Brasilianer gewann nicht nur das Preisgeld von 91.205 $, sondern auch sein erstes Bracelet bei der WSOP.
Dalton Hobolds älterer Bruder brachte ihm das Spiel bei und kurze Zeit später war er wie besessen (im positiven Sinne) davon. Nachdem er bei einem Online-Turnier 1.000 US-Dollar gewonnen hatte, wuchs sein Selbstvertrauen und damit auch seine Bankroll.
Zwischen den Vorlesungen und dem Studieren verbrachte Hobold jede freie Sekunde an den Online-Tischen. Im Alter von 21 Jahren gewann er in einem 11$-Turnier ein Preisgeld von unglaublichen 106.000 $. Es war sein großer Durchbruch auf der Online-Bühne.
Als derzeit fünfter der Onlinepoker-Rangliste von Pocket Fives hat Hobold im Laufe seiner Karriere insgesamt fast 9 Millionen US-Dollar bei Online-Pokerturnieren gewonnen.
Globetrotter Kulev zeigt weit weg von der Heimat sein Können
Wir setzen unsere Reise um den Pokerglobus fort und landen in Dublin, Irland, wo Alex "Futureofme" Kulev zu Hause ist. Kulev, der von Pocket Fives aktuell auf Rang zwei der besten Online-Pokerspieler geführt wird, wurde in Bulgarien geboren, wuchs in Südafrika auf und kam schließlich zum Studium nach Dublin.
Wie er erklärt, begann Poker als Hobby und wurde zu einer Obsession. Irgendwann kam der Punkt für ihn, dass das Pokern wichtiger als das Studium wurde.
Glücklicherweise studierte er Wirtschaft und internationale Beziehungen. Ersteres muss für einen Profi, der sich der Marke von 5 Millionen US-Dollar nähert, sehr nützlich sein.
Hier ein paar Fakten zu Alex "Futureofme" Kulev imposanter Online-Karriere:
- Er ist ein hervorragender Grinder, der 1.979-mal die Online-Preisgeldränge erreicht hat.
- Durchschnittlich erzielt er 2.472 $ pro Cash, Tendenz steigend.
- Sein größter Geldgewinn waren 538.139 $.
Während seine Live-Einnahmen nicht minder beeindruckend sind - insgesamt 738.781 $ laut The Hendon Mob - verdient er den Großteil seines Geldes an den virtuellen Tischen.
Obwohl Kulevs Karriere noch kein Jahrzehnt alt ist, macht das 27-jährige Phänomen kein Geheimnis daraus, wie er so schnell so gut geworden ist. Wie er auf Twitter erklärte, hat er es auf die altmodische Art geschafft:
"Ich habe mich im Poker verbessert, indem ich mit besseren Spielern als mir gesprochen, diskutiert und Poker selbst studiert habe", schrieb Kulev. "Nicht durch irgendeinen Coach oder eine Coaching-Plattform."
Moorman teilt seine Online-Erfolgsgeheimnisse
Auch der britische Online-Superstar Chris "moorman1" Moorman arbeitet stetig an seinem Spiel, indem er häufig mit anderen Spielern über vergangene Hände diskutiert. Er nutzt dies, um herauszufinden, was er falsch gemacht hat und was er verbessern kann.
Einige seiner Geheimnisse verrät er in seinem 2014 erschienenen Lehrbuch "Moorman's Book of Poker".
In einem Interview mit Club Poker ging er auf eine Sache ein, die ihn so gut macht:
"Ich weiß, wie ich mein Spiel anpassen kann. Man muss einen anderen Gang einlegen, eine schlechte Hand zeigen und auf einen guten Moment warten können. Wenn man das Image eines aggressiven Spielers hat, muss man das ausleben, aber man kann nicht die ganze Zeit so agieren."
Was seinen Aufstieg zum Pokerprofi angeht, so sagte der 37-jährige Moorman, dass er erst ernsthaft nach seinem Universitätsabschluss begann. Er erzählte seinen Eltern, dass er seinen Lebensunterhalt mit Poker verdienen wollte.
Moormans Vater war offen für die Idee und gab ihm sechs Monate Zeit, um sein Können unter Beweis zu stellen und den finanziellen Nachweis zu erbringen, dass er es schaffen konnte. In dieser Zeit, so Moorman, der inzwischen nach Los Angeles umgezogen ist, "habe ich nur Poker gespielt. Ich war sehr konzentriert und verließ nie das Haus. Ich habe hart gearbeitet, hatte viel Glück und es hat gut funktioniert."
Nach Ablauf der vereinbarten Frist zeigte Moorman seinem Vater seine Ergebnisse und erhielt den väterlichen Segen für sein Vorhaben. Der ältere Moorman schaute sich das Bankkonto seines Sohnes an, sah die gestiegenen Geldbeträge darauf und sagte: "Jetzt musst du mir beibringen, wie man spielt!"
Auf die Frage, wie ihm sein Beruf gefällt, sprach Moorman für die anderen Online-Top-Profis, als er gegenüber Poker Club sagte:
"Ich bin immer noch glücklich. Ich liebe das Spiel, und ich möchte noch eine Weile dabei sein.“
