„Post-Flop“ in No Limit Hold’em bezieht sich auf alle Entscheidungen, die wir nach dem Austeilen des Flops treffen. Diese Definition unterscheidet es vom „Preflop“-Spiel, das die gesamte Action vor dem Austeilen der Gemeinschaftskarten beschreibt.

Wie wir uns vorstellen können, ist das Post-Flop-Spiel beim No Limit Hold’em ein enorm wichtiger Teil des Spiels. Hier findet ein Großteil der Action statt und hier stehen den Spielern die meisten Informationen zur Verfügung. Um ein geschickter Post-Flop-Spieler zu werden, sind gezielte Studien und Erfahrung erforderlich.

Zwar wird es einige Zeit dauern, bis Sie das Post-Flop-Spiel beherrschen, doch können Sie Ihrem Post-Flop-Wissen durch Betrachtung einiger grundlegender, doch unerlässlicher Strategieratschläge auf die Sprünge helfen.

Im Folgenden erläutern wir unsere 10 wichtigsten Tipps für das Post-Flop-Spiel beim No Limit Hold’em.

1. Schätzen Sie die ideale Pot-Größe ab.
2. Nutzen Sie Ihre Position optimal aus.
3. Berücksichtigen Sie effektive Stacks.
4. Entwickeln Sie ein Verständnis der allgemeinen Drawing-Strategie.
5. Erkennen Sie die Schwäche des Gegners.
6. Erkennen Sie die Stärke des Gegners.
7. Setzen Sie Value Bets effektiv ein.
8. Planen Sie Ihre Hände bereits im Flop.
9. Nehmen Sie Statistiken/aus dem Verhalten des Gegners abgelesene Hinweise mit auf.
10. Entwickeln Sie eine starke mentale Einstellung.

TIPP 1: SCHÄTZEN SIE DIE IDEALE POT-GRÖSSE AB

Dieses zwar einfache, doch effektive Konzept bringt Pokerspielern seit Jahren Geld ein.

Große Hände = Große Pötte

Wenn die Wahrscheinlichkeit hoch ist, dass wir im River eine äußerst starke Hand haben werden, wollen wir um hohe Stacks spielen. Ist es hingegen wahrscheinlich, dass wir im River nur eine relativ schwache oder mittelstarke Hand haben werden, ist eine kleine oder mittlere Pot-Größe zu bevorzugen.

Wenn wir diesen Rat nicht befolgen, tritt Folgendes ein:

1. Schwierigkeit, mit Premium-Karten den maximalen Wert zu extrahieren.
2. Verlust zu vieler Chips mit mittelstarken Karten.

Wenn wir das nächste Mal im Flop sind, sollten wir einen Moment innehalten und uns fragen, welches wohl die wahrscheinlichsten Poker Hände sind, die wir bis zum River zusammenstellen können. Schieben und Mitgehen sind wirksame Mittel, um den Pot klein zu halten, während Einsätze und Erhöhungen die Größe des Pots effektiv steigern.

Beachten Sie, dass wir nicht unbedingt eine starke Hand benötigen, um den Pot aufzubauen – lediglich das Potenzial, bis zum River eine zusammenzustellen. Dieses Szenario umfasst Karten wie Nut-Flush-Draws und sogar Backdoor-Nut-Flush-Draws. Wenn diese Hände eintreffen, werden wir für den großen Pot dankbar sein.

Es ist kein Problem, wenn unsere Draws oftmals daneben gehen. Dann können wir uns immer noch überlegen, ob wir solche Hände als River-Bluffs verwenden möchten. Es ist sogar leichter, um einen großen Pot mit Luft als mit einer mittelstarken Hand zu spielen.

TIPP 2: NUTZEN SIE IHRE POSITION OPTIMAL AUS

Dass es beim Poker entscheidend auf die Position ankommt, dürfte kein großes Geheimnis sein. Der Spieler In Position hat mehr Informationen zur Verfügung und kann auch die Größe des Pots leichter kontrollieren (nützlich für Tipp 1). Beim Poker gilt die folgende Devise:

Out Of Position = Raus aus der Action

Da diese Devise jedoch allzu stark verallgemeinert, ist das Risiko einer Fehlinterpretation hoch. Beispielsweise hat sie dazu geführt, dass Spieler ihre Preflop-Verteidigungsstrategien aus den Blinds heraus absurd tight anlegen. Ziel ist es hier nicht, das Spiel Out Of Position zu vermeiden, sondern ein realistisches Verständnis dafür zu entwickeln, wie es unsere strategischen Chancen beim Navigieren der Post-Flop-Szenarien beeinflusst.

Als grober Leitfaden gilt, dass wir OOP (Out Of Position) eher tight spielen und häufiger aussteigen. Das soll nicht heißen, dass wir passiv spielen. Wo erforderlich, bewahren wir uns eine angemessene Aggressivität, sind jedoch selektiver, mit welchen Händen wir fortfahren.

Karten, mit denen wir IP (In Position) gerade so fortfahren würden, sollten OOP oft verworfen werden. Allgemein ist es besser, OOP beim Flop eher tight zu spielen und auszusteigen, als „durchzuhalten“ und dann im Turn und River vernichtet zu werden.

TIPP 3: BERÜCKSICHTIGEN SIE EFFEKTIVE STACKS

In der Regel wollen wir uns in einer Hand frühzeitig entscheiden, ob wir uns „verpflichten“. „Verpflichten“ bedeutet in diesem Zusammenhang, dass wir festlegen, ob unsere Hand stark genug ist, dass sich das Einzahlen aller unserer Chips für uns lohnt.

Verpflichtungsentscheidungen sind sorgfältig gegen die effektiven Stacks abzuwägen. Aus genau diesem Grund gibt es keine definitive Antwort auf allgemeine Post-Flop-Fragen wie „Soll ich Post-Flop mit dem besten Paar und dem besten Kicker aussteigen?“ Bei einer flacheren Stack-Tiefe sollten wir uns verpflichten, während sich bei tieferen Stacks möglicherweise ein Aussteigen anbietet.

Verpflichtungsentscheidungen hängen naturgemäß auch von anderen Variablen ab, gute Spieler erhalten jedoch ein Gefühl dafür, bei welchen effektiven Stack-Tiefen es sich mit bestimmten Händen lohnt, All In zu gehen. Beispiel:

Steigen Sie mit dem besten Paar bei effektiven Stacks von 25 BB oder weniger nicht aus.
Steigen Sie mit einem Überpaar bei effektiven Stacks von 40 BB oder weniger nicht aus.
Steigen Sie mit einem Drilling bei effektiven Stacks von 100 BB oder weniger nicht aus.

Dies sind natürlich nur sehr grobe Richtlinien und lassen sich keinesfalls auf jedes Szenario anwenden. Wir müssen immer unseren Gegner, seine Range und die Zusammensetzung des Boards berücksichtigen. Je nach dem genauen Szenario können sich auch SPRs (Stack-to-Pot Ratios) als hilfreicheres Mittel als die effektiven Stacks erweisen.

Dennoch steht fest, dass die Betrachtung der effektiven Stacks bei der Bestimmung der besten Post-Flop-Spielweise unerlässlich ist.

TIPP 4: ENTWICKELN SIE EIN VERSTÄNDNIS DER ALLGEMEINEN DRAWING-STRATEGIE

Für unsere Gewinnrate ist es von entscheidender Bedeutung, dass wir die Draws Post-Flop geschickt spielen. Dennoch ist der durchschnittliche Spieler in Sachen Draw-Strategie oftmals verwirrt. Allgemein gebräuchlich ist der Rat „Draws müssen immer aggressiv gespielt werden“. Doch da diese Anweisung oft nicht ausreichend relativiert wird, kann sie in Situationen, in denen dieser Rat eindeutig unangebracht ist, zu Fehlern führen.

Generell gilt, dass Aggression bei Drawing Hands angebracht ist. Sie eignen sich hervorragend für Semi-Bluffs, denn selbst wenn unser Gegner nicht aussteigt, besteht immer noch die Möglichkeit, dass wir unsere Hand zusammenstellen können und einen großen Gewinn einkassieren. Die Tatsache, dass wir unsere Draws aggressiv gespielt haben, bedeutet außerdem, dass der zu gewinnende Pot größer ist (wie unter Tipp 1 erwähnt).

Unser allgemeines Verständnis dieses Konzepts ist jedoch erst vollständig, wenn wir begreifen, wann ein aggressives Spielen von Drawing Hands nicht angebracht ist. Beachten Sie, dass ein Draw definitionsgemäß in der Regel nicht die beste Hand ist. Wenn wir z. B. einen Straight-Draw ohne Paare halten, sind wir im Vergleich zu allen Paaren, die unser Gegner hält, im Nachteil.

 

Warum sollen wir also die Größe des Pots aufblähen, obwohl wir in Sachen Equity beinahe sicher hinten liegen? Weil die Möglichkeit besteht, dass unser Gegner aussteigt. Die Aussicht, ab und zu den Pot unangefochten zu gewinnen, ist der Hauptgrund, weswegen wir unsere Draws bewusst aggressiv spielen.

Logischerweise würde es also gegen einen Gegner, der nie (oder extrem selten) aussteigt, wenig Sinn machen, unsere Draws aggressiv zu spielen. In dem Fall würden wir nur immer mehr Chips in den Pot einzahlen, obwohl wir hinten liegen.

In welchen Arten von Szenarien dürfen wir nicht davon ausgehen, dass der Gegner aussteigt?

1. Unser Gegner ist ein passiver Mitgeher.
2. Unser Gegner besitzt basierend auf seiner Action eine starke Range.

Die beste Strategie ist in dem Fall, Draws passiv entsprechend unseren Pot Odds und implizierten Quoten zu spielen. Erst nach einem erfolgreichen Draw sollten wir versuchen, den Pot so schnell wie möglich aufzufüllen.

TIPP 5: ERKENNEN SIE DIE SCHWÄCHE DES GEGNERS

In Tipps 5 und 6 geht es darum, den Karten unseres Gegners eine so genannte Range zuzuordnen und entsprechend zu reagieren. Um die Bedeutung dieses Konzepts umfassender zu beleuchten, haben wir den Vorgang der Range-Zuordnung in zwei Hauptkategorien unterteilt:

Erkennung der Stärke und Erkennung der Schwäche eines Gegners.

Zwei Bilder nebeneinander. Im ersten schiebt ein Spieler einmal und im zweiten Bild daneben schiebt er ein zweites Mal. Sie könnten einen ähnlichen Effekt wie im Bild unten verwenden

 

Sogar in ausgesprochenen Soft Games ist Bluffen wichtiger, als der Durchschnittsspieler sich das vorstellen mag. Natürlich ist es äußerst leicht, an den falschen Stellen zu bluffen und Geld zu verlieren, doch durch eine umsichtige Identifizierung guter Bluff-Gelegenheiten können Sie Ihre Gewinnrate hervorragend erhöhen.

 

Entscheidend ist, Szenarien zu erkennen, in denen unser Gegner in der Tat eine schwache Range hat. Gibt es hierbei eine einfache Abkürzung? Auf jeden Fall. Achten Sie auf Folgendes:

1. Jedes Mal, wenn unser Gegner zweimal schiebt.
2. Jedes Mal, wenn unser Gegner als Aggressor eine C-Bet verpasst.
3. Jedes Mal, wenn unser Gegner auf einer vielversprechenden Board-Zusammensetzung nur mitgeht.

Jedes Mal, wenn unser Gegner eine der oben genannten Einsatzlinien wählt, sehen wir uns für gewöhnlich einer überdurchschnittlich guten Gelegenheit zum Bluffen gegenüber. Viele dieser Bluff-Situationen sind dermaßen profitabel, dass wir nicht einmal eine Pot-Equity benötigen, sondern einfach mit Müll völlig ohne Equity bluffen können.

Zu Punkt 2: Dass unser Gegner seine C-Bet überspringt, kann sowohl IP als auch OOP in jeder beliebigen Straße vorkommen. Generell gilt, dass Spieler, die beim Flop hoch setzen, dazu neigen, im Anschluss eine C-Bet zu platzieren. Wenn jemand mitgeht, setzen sie den Beschuss in der Regel im Turn und später im River fort.

Eine Abweichung von dieser Einsatzlinie ist ein Zeichen dafür, dass unser Gegner nicht so stark ist, wie er gerne wäre. Manchmal verfolgen Spieler natürlich auch trickreiche Linien als Slowplay, doch in den allermeisten Fällen deutet eine übersprungene C-Bet auf Schwäche hin.

TIPP 6: ERKENNEN SIE DIE STÄRKE DES GEGNERS

In gewissem Sinne ist es in Soft Games sogar noch wichtiger, die Stärke als die Schwäche eines Gegners zu erkennen. Da der durchschnittliche Pokerspieler nicht annähernd häufig genug blufft, kann es sich auszahlen, extrem tight zu spielen und auch bei recht guten Karten auszusteigen.

Gegen einen starken Gegner (der ausreichend häufig blufft) müssen wir gelegentlich einen Bluff abfangen, wenn er Stärke vorgibt. Gegen schwache Gegner (die selten bluffen) kann sich ein unermüdliches Aussteigen bezahlt machen.

Es gibt bestimmte Einsatzlinien, mit denen noch seltener als mit anderen geblufft wird. Verfolgt unser Gegner eine dieser Linien, ist das ein starkes Zeichen dafür, dass er eine Premium-Hand hat und wir aussteigen sollten, sofern wir nicht ebenfalls eine Premium-Hand halten.

Hier ist eine Liste der Linien, die am häufigsten Stärke andeuten:

- Jeder Triple-Barrel, d. h. ein Einsatz im Flop, Turn und River (Mindesteinsätze u. Ä. ausgenommen)
- Jedes Erhöhen im River (Zweier-Einsatz)
- Jedes Erhöhen im Turn (Zweier-Einsatz)
- Jedes weitere Erhöhen im Flop (Dreier-Einsatz)

Jede dieser Einsatzlinien steht für beachtliche Stärke und sollte mit äußerster Vorsicht behandelt werden.

Als allgemeine Richtlinie können wir Folgendes tun:

1. Wir legen fest, welches wohl die schwächste Hand wäre, mit der der Gegner eine solche Einsatzlinie verfolgt (kleiner Tipp: es wird eine recht starke Hand sein).
2. Wir steigen mit allen Karten aus, die nicht zumindest die schwächste Kombination in der Hand Range des Gegners schlagen.

Die Ausnahme bilden hier natürlich gute Drawing Hands, die, wenn auch nachträglich, die richtigen Pot Odds/implizierten Quoten erhalten können, um ein Mitgehen zu rechtfertigen. Angesichts einer der oben genannten Einsatzlinien ist ein erneutes Erhöhen mit einer Drawing Hand keine gute Idee, da es äußerst unwahrscheinlich ist, dass unser Gegner aussteigt.

Ein erneutes Erhöhen gegen Linien, die äußerste Stärke signalisieren, ist ein häufiger Fehler, der durch unangebrachten Einsatz der Devise „Draws müssen immer aggressiv gespielt werden“ verursacht wird.

Es gibt noch weitere Linien, denen mit angemessener Vorsicht begegnet werden muss, die jedoch nicht immer dieselbe extreme Stärke darstellen.

- Preflop-Limp-Raises: Sehr häufig Asse oder Könige, anhand der Analyse jedoch nicht auf diese Hände beschränkt.


- Große Vierer-Einsätze: Bei Preflop-Vierer-Einsätzen, die (mindestens) dreimal größer als ein Dreier-Einsatz sind, handelt es sich kaum jemals um einen Bluff. Gleichwohl können Freizeitspieler manchmal ihre Wert-Range überspielen.

- Flop-Erhöhungen (Zweier-Einsätze): Hierbei kommt es wirklich auf den Gegner an. Manchmal sind diese Erhöhungen ein Zeichen für äußerste Stärke, doch entwickeln immer mehr Spieler heutzutage als Semi-Bluff Erhöhungs-Ranges im Flop. Daher können wir bei einer Erhöhung im Flop nicht jedes Mal aussteigen, es sei denn, unser Gegner erhöht so gut wie nie im Flop.

TIPP 7: SETZEN SIE VALUE BETS EFFEKTIV EIN

Das wichtigste Mittel zum Sieg in Soft Games beim Poker besteht allgemein anerkannt darin, Hände zusammenzustellen und effektive Value Bets platzieren zu können.

Gewinnbringende Value Bets erfordern Folgendes:

1. Ein Verständnis dafür, wie viel verschiedene Kartenkombinationen wert sind.
2. Eine Anpassung an bestimmte Gegner.
3. Eine Anpassung an Board-Ausläufe.
4. Eine Vermeidung von Slowplay (es sei denn, es bestehen Anreize).

Gehen wir kurz auf die einzelnen Punkte ein:

  1. Ein Verständnis dafür, wie viel verschiedene Kartenkombinationen wert sind. Umgangssprachlich sprechen wir hier von „Streets of Value“, also Straßen, bei denen sich ein Einsatz lohnt. Hände sind typischerweise entweder 1, 2 oder 3 „Streets of Value“ wert.

Ein grober Leitfaden lautet:

Mindestens bestes Paar/bester Kicker (TPTK) = 3 Streets of Value.
Bestes Paar/schwacher Kicker (TPWK) und sehr gute zweite Paare = 2 Streets of Value.
Schwächere zweite Paare + einige schlechtere Paare = 1 Street of Value.

Dieser Leitfaden ist natürlich sehr allgemein gefasst und muss anhand der Punkte 2 und 3 behutsam angepasst werden.

  1. Eine Anpassung an bestimmte Gegner.

    Eine „Street of Value“ bezieht sich in der Regel auf einen Einsatz in normaler Höhe, vielleicht 60 % des Pots. Ein hervorragender Umgang mit Value Bets setzt jedoch das Verständnis voraus, wann ein höherer oder niedrigerer Einsatz angebracht ist. Wenn unsere Gewinnrate ernsthaft in die Höhe schießen soll, müssen wir im Umgang mit Underbets (100 % des Pots) versiert sein.

Gegen einen passiven Mitgeher können wir z. B. ganz klar in jeder Straße über 60 % des Pots einsetzen. Viele Spieler fühlen sich aus psychologischen Gründen unwohl dabei, mehr als 100 % des Pots einzusetzen. Wer sich jedoch mit Value Bets auskennt, wählt eine beliebige Einsatzhöhe, wenn er glaubt, dass sein Gegner dennoch mitgeht.

  1. Eine Anpassung an Board-Ausläufe.

    Die Richtlinien in Punkt 1 sind insofern problematisch, als dass sie von absoluter anstelle von relativer Handstärke ausgehen. Karten wie TPTK können auf einigen Board-Ausläufen äußerst stark, auf anderen wiederum äußerst schwach sein. (Nehmen wir nur einmal TPTK auf einer Board-Zusammensetzung an, auf der sich bereits vier Karten für einen Flush und vier Karten für einen Straight befinden). Wenn wir mit TPTK immer versuchen, in drei Straßen zu setzen, würden wir unsere Hand in vielen Situationen mit ziemlicher Sicherheit überbewerten. Je nach Situation müssen wir in weniger Straßen setzen oder niedrigere Einsatzhöhen wählen.

    Bei effektiven Value Bets geht es nicht nur um aggressive Value Bets. Wir müssen auch aufpassen, keine schlechten Value Bets zu machen, die zu „Thin“ sind. Als grobe Richtlinie gilt, dass wir in über 50 % aller Fälle einen Gewinn erwarten sollten, wenn wir im River einsetzen und der Gegner mitgeht. Wenn wir in der Mehrzahl der Fälle, in denen der Gegner mitgeht, verlieren, ist das oft ein Zeichen dafür, dass unsere Value Bets zu Thin sind.
  2. Eine Vermeidung von Slowplay (es sei denn, es bestehen Anreize).

    Anfänger lieben das Slowplay. Manchmal kann sich das Slowplay for uns sogar enorm auszahlen. Dennoch ist Slowplay langfristig gesehen in der Regel nicht ideal. In den meisten Soft Games extrahieren wir aus unseren hochwertigen Händen den meisten Wert, indem wir einsetzen und erhöhen, um den Pot so schnell wie möglich anzufüttern.

    Manchmal kann sich natürlich auch Slowplay lohnen. Vielleicht ist unser Gegner bekannt dafür, im Turn und River riesig zu bluffen, wenn wir im Flop erneut schieben. Solche Situationen sind jedoch äußerst selten. Als grober Leitfaden gilt: Wenn wir nicht 100 % sicher sind, dass Slowplay in einer bestimmten Situation angebracht ist, sollten wir davon ausgehen, dass dies nicht der Fall ist.

TIPP 8: PLANEN SIE IHRE HÄNDE BEREITS IM FLOP

Pokerspieler mit Jd10d auf der Hand

 

Auch wenn dies oberflächlich betrachtet nicht unmittelbar ersichtlich ist, hat Poker viel mit anderen Strategiespielen wie Schach gemeinsam. Die besten Schachspieler denken stets mehrere Züge voraus und analysieren, welche Auswirkungen ihre Aktionen beim aktuellen Zug auf das weitere Spiel haben werden.

Dieses vorausschauende Planen ist etwas, das sich alle geübten Pokerspieler zu Herzen nehmen. Obwohl es sich bei Poker um ein Spiel handelt, das reich an Strategie ist, fällt der durchschnittliche Pokerspieler alle seine Entscheidungen von einer Straße zur nächsten, ohne zu berücksichtigen, welchen Einfluss seine Action auf das weitere Spiel haben mag.

Eine effektive Planung erfordert zwar beträchtliche Übung, doch bietet es sich als gute Ausgangsbasis oft an, zunächst einmal im Flop nach der Backdoor-Equity zu suchen.

 

Nehmen wir Folgendes an:

Board: 9d6h2h
Hand: JdTd

Dem ungeübten Auge mag es so vorkommen, als ob wir beim Flop völlig leer ausgegangen wären. Die Wahrheit sieht jedoch ganz anders aus. Wir haben nämlich eine recht anständige Menge an Backdoor-Draws auf der Hand.

Stellen wir uns nun die folgende Frage:

Wir tätigen im Flop eine C-Bet. Welchen Plan sollten wir für unseren Einsatz im Turn verfolgen?

Diese Art von Frage sollten wir uns vor jedem Einsatz in einer Post-Flop-Straße stellen. Wenn ich in dieser Straße setze, wie sieht mein Plan für die nächste Straße aus? Das Aufstellen solcher Pläne zwingt uns, darüber nachzudenken, welche Art von Karten in der nächsten Straße aufgedeckt werden könnten und wie dies unsere Strategie beeinflussen wird.

Im oben genannten Beispiel würden wir bei Dame, König, Acht, Sieben, Karo, Zehn oder Bube den Bluff im Turn wahrscheinlich fortsetzen. Natürlich hängt es von der genauen Situation ab, ob wir den Bluff wirklich mit allen diesen Karten fortsetzen. Wichtig ist jedoch, dass wir zuerst einen konkreten Plan formulieren, bevor wir zur nächsten Straße übergehen.

Herausragende Spieler wissen sogar schon vor dem Einsatz im Flop, welche Einsatzlinien sie im River (zwei Straßen voraus) vermutlich verfolgen werden.

TIPP 9: NEHMEN SIE STATISTIKEN/AUS DEM VERHALTEN DES GEGNERS ABGELESENE HINWEISE MIT AUF

Spezifische Statistiken oder Hinweise aus dem Verhalten eines Gegners stehen uns natürlich erst zur Verfügung, nachdem wir einige Male mit ihm gespielt haben. Sobald dies geschehen ist, werden Statistiken und aus dem Verhalten abgelesene Hinweise jedoch schnell zum allerwichtigsten Faktor in einem Pokerspiel. Bei einem solchen eindeutigen Hinweis sollten wir jederzeit zu 100 % bereit sein, unsere Standardlinien und Strategien zu verwerfen.

Nehmen wir beispielsweise an, dass wir niemals eine C-Bet im Flop setzen, wenn wir nur Müll auf der Hand haben, dann jedoch einem Spieler begegnen, der bei C-Bets im Flop in 70 % aller Fälle aussteigt. Da in dem Fall unsere Standardstrategie nicht mehr gilt, geben wir sie bereitwillig auf und setzen im Flop auf unsere wertlosen Karten.

TIPP 10: ENTWICKELN SIE EINE STARKE MENTALE EINSTELLUNG

Dies ist nicht wirklich ein reines Post-Flop-Konzept. Eine starke mentale Einstellung ist unerlässlich, um als Pokerspieler zu gewinnen, und die Post-Flop-Straßen stellen naturgemäß einen riesigen Anteil am Poker dar.

Zahlreiche Spieler besitzen ein solides technisches Verständnis des Spiels, werden aufgrund mentaler Schwächen jedoch vermutlich wenig Erfolg haben. Genau wie Sportler ihre Körper auf die Strapazen des Wettkampfs vorbereiten, müssen auch Pokerspieler sich geistig auf den Wettstreit an den Tischen vorbereiten.

Wir sind Mentalsportler.

Im Inneren des Gehirn eines Pokerspielers

 

Die Tragweite dessen sollte nie außer Acht gelassen werden. Ein einziger schwerer „Aussetzer“ (bei dem das Spiel massiv von negativen Emotionen beeinflusst wird) reicht unter Umständen aus, um das Guthaben eines Spielers auszulöschen und ihn dauerhaft vom Spiel auszuschließen.

 

Auch leichte Aussetzer reichen aus, um einen ansonsten anständigen Spieler vom Geldgewinn abzuhalten, wenn diese Vorfälle halbwegs regelmäßig auftreten.

Auch wenn wir bei unserem Post-Flop-Spiel einige technische Aspekte unberücksichtigt lassen, kann eine starke mentale Einstellung oftmals ausreichen, um uns zu einem profitablen Spiel zu verhelfen. Einige „gute“ Spieler spielen derzeit aufgrund mentaler Probleme gerade einmal kostendeckend, während einige „durchschnittliche“ Spieler aufgrund einer exzellenten mentalen Einstellung einen kleinen Gewinn erspielen.

POST-FLOP-ZUSAMMENFASSUNG

Mit einer umfassenden Anleitung für das Post-Flop-Spiel ließen sich viele Bücher mit Tausenden von Seiten füllen. Der Weg zur Beherrschung dieses Spiels ist lang. Andererseits muss man nicht notwendigerweise ein Meister des Post-Flop-Spiels sein, um beim Poker beträchtliche Geldsummen zu gewinnen.

Wir müssen das Post-Flop-Spiel lediglich besser als unsere Gegner verstehen. Wenn wir uns an die 10 Ratschläge oben halten, sollten wir auf dem besten Weg dorthin sein.