Möglicherweise erwarten Sie, hier eine umfassende Liste aller Preflop-Hände zu finden, aufgelistet in der Reihenfolge ihrer Poker Wertigkeit. Das Problem ist nur, dass es keine solche Liste gibt.

Wir möchten Ihnen erklären, warum das so ist. Stellen Sie sich vor, Sie hätten in einer All-In-Situation während eines Preflop die Wahl zwischen den folgenden 3 Händen. Für welche Hand würden Sie sich entscheiden?

 Für welche Hand würden Sie sich entscheiden?

Das mag Ihnen vielleicht als eine einfache Sache erscheinen, aber vielleicht ist es doch nicht ganz so einfach. Alle drei Hände sind starke Hände. Wie also lautet die richtige Antwort?

Die Entscheidung ist von dem abhängig, was Ihr Gegner hat. Lassen Sie uns einige Equity-Berechnungen ausführen.

Wenn Ihr Gegner TH9h hat, dann würden Sie AsKh bevorzugen.

Hand-Range Chancen
Th9h 39,87 %
AsKh 60,13 %

Sie können erkennen, dass es hier einen klaren Favoriten gibt. Das Interessante dabei ist jedoch, dass Sie unterlegen wären, wenn Ihr Gegner 22 in der Hand hätte.

Hand-Range Chancen
AsKh 47,35 %
2d2h 52,65 %

Bedeutet das also, dass 2d2h von diesen 3 Händen die beste Hand ist? Nicht wirklich. Betrachten wir, was passiert, wenn eine Hand die 2d2h und die andere Th9h hält.

Hand-Range Chancen
Th9h 53,50 %
2d2h 46,50 %

Wenn Sie jemals „Stein-Schere-Papier“ gespielt haben, dann ahnen Sie wahrscheinlich bereits, worum es hier geht. Keine dieser 3 Hände ist letzten Endes die beste. Jede hat ihre Schwächen.

Wir könnten daraus natürlich schließen, dass die stärkste dieser 3 Hände wahrscheinlich AKo ist, da sie am besten abgeschnitten hat. Das setzt jedoch eine bestimmte Annahme voraus, nämlich, dass die Stärke einer Hand stets auf ihren Pot-Chancen beruht. Diese Annahme erscheint intuitiv sinnvoll und logisch, ist jedoch falsch.

Bevor wir dies etwas genauer untersuchen, sollten wir uns vielleicht noch einmal alle verfügbaren Taschenkarten ansehen und sie in einem Raster darstellen.

Preflop-Hände

Beachten Sie, dass das folgende Taschenkartenraster in 3 unterschiedliche Abschnitte unterteilt ist. Das mag Ihnen zu diesem Zeitpunkt zwar nicht als übermäßig wichtig erscheinen, wird jedoch Ihre Fähigkeit, Ihre Hand zu lesen, deutlich verbessern.

Die diagonale grüne Linie durch die Mitte des Rasters stellt alle Taschenpaarhände dar. Für jedes Taschenpaar gibt es 6 Kombinationen (unter Berücksichtigung der Farben). Sie erhalten also insgesamt 78 unterschiedliche Taschenpaare.

 Sie erhalten also insgesamt 78 unterschiedliche Taschenpaare

Auf der rechten Seite des Rasters sehen Sie die Kombinationen der gleichfarbigen Taschenkarten, türkis markiert. Jedes Quadrat stellt 4 Kombinationen (von Farben) dar. Es gibt 72 Quadrate und daher insgesamt 286 unterschiedliche Hände.

Auf der linken Seite des Rasters sehen Sie die nicht gleichfarbigen Kombinationen. Jedes Quadrat stellt 12 Handkombinationen dar. Es gibt 72 Quadrate und daher insgesamt 864 unterschiedliche Hände.

Beachten Sie, dass es 3 Mal so viele nicht gleichfarbige Kombinationen bestimmter Hände als gleichfarbige Kombinationen gibt. Dies ist für das Lesen von Postflop-Händen wichtig. Es ist leicht, beim Betrachten des oben gezeigten Taschenkartenrasters den Fehler zu machen, anzunehmen, dass jede Hälfte des Rasters die gleiche Zahl von Händen enthält. Das ist jedoch eindeutig nicht der Fall.

Relative Stärke

Wenn wir die Stärke einer Preflop-Hand wenigstens ungefähr angeben wollten, dann würde eine Preflop-Hand in der Poker Regel umso stärker sein, je höher und je weiter links im Raster sie angeordnet wäre.

Es gibt jedoch wichtige Ausnahmen von dieser allgemeinen Regel. Wir haben bereits gesehen, dass eine Hand im unteren rechten Bereich des Rasters (d. h. 22) stärker als eine Hand im oberen linken Bereich des Rasters sein kann.

Die Stärke einer Preflop-Hand ist vom jeweiligen Szenario und den zahlreichen unterschiedlichen Situationen abhängig, in denen Sie sich befinden können. Betrachten wir einige Beispiele.

Die Situation ist wichtig!

Wir haben uns im Wesentlichen auf die Stärke einer Preflop-Starthand im Vergleich zu einer anderen Preflop-Starthand konzentriert.

Das Tool, mit dessen Hilfe wir die besten Preflop-Entscheidungen treffen, betrachtet jedoch die Stärke einer Starthand im Vergleich zur Hand des Gegners.

Wir müssen uns dabei auf zwei Dinge konzentrieren:

  • Positionen
  • Aktionen

Stellen Sie sich vor, dass Sie auf dem BTN sind und sich einer UTG-Eröffnung mit 3bb mit effektiven Stacks von 100bb gegenübersehen. Sie haben AhTc in Ihrer Hand.

Dies ist in dieser Position eine sehr marginale Hand und wir empfehlen Ihnen, auszusteigen.

Aber was wäre, wenn wir ein wenig mit den Position herumspielen und vorgeben, dass der Gegner aus dem Cut-Off eröffnet.

Seine Eröffnungshand ist nun ungefähr zweimal so breit und ATo ist eine ziemlich starke Hand. In der Mehrzahl der Fälle wäre dies eindeutig eine Verteidigung, entweder ein Cold Call oder eine 3-Bet.

Spieler machen häufig einen großen Fehler, indem sie ihre Hand unabhängig von der Position ihrer Gegner betrachten. Sie spielen vielleicht nach dem Grundsatz „Im Preflop verteidige ich die obersten 25 % der Hände, egal, was passiert.“

22+, A2s+, K8s+, Q9s+, J9s+, T8s+, 97s+, 86s+, 75s+, 65s, 54s, 43s, 32s, ATo+, KTo+, QTo+, JTo

(Beachten Sie, dass die obersten 25 % der Hände so aussehen – Preflop-Ranges werden manchmal in diesem Format dargestellt, sodass es nützlich ist, damit vertraut zu sein.)

Die Action muss ebenfalls berücksichtigt werden. Nehmen Sie an, dass UTG seine 3bb-Eröffnungserhöhung aus UTG ausführt und Sie sich entscheiden, mit AcKd weiter zu erhöhen (3-Bet).

Ihre Gegner führen eine 4-Bet aus. Es ist wichtig, zu verstehen, dass viele Spieler keine 4-Bet aus einer UTG ohne AA/KK ausführen. Daher ist es äußerst unwahrscheinlich, dass Ihre AKo hier eine gute Hand ist, auch wenn es sich um eine Premium-Hand handelt. Absolut gesehen, ist es eine sehr starke Hand. Im Vergleich zu den Händen Ihrer Gegner handelt es sich jedoch um eine marginale Hand, wenn Sie die Action berücksichtigen. Wahrscheinlich ist es am besten, wenn Sie an dieser Stelle aussteigen.

Spielen wir jedoch noch etwas weiter mit der Position. Dieses Mal eröffnet CO, Sie sind eine 3-Bet und er führt eine 4-Bet aus. Ihr AKo ist nun im Vergleich zur breiteren Range des CO eine sehr viel bessere Hand. Daher besteht die beste Option in der Regel in einem All-In mit einem 5-Bet-Jam für 100bb-Stacks.

Je später, desto besser

Nicht nur die Position Ihres Gegners spielt eine wichtige Rolle bei der Entscheidung. Als grobe Richtlinie gilt, dass Sie einen größeren Spielraum haben, je weiter hinten Ihre Position am Tisch ist.

Daher würden Sie sehr wahrscheinlich eine Hand wie A7o auf dem Button spielen, wenn der Pot nicht eröffnet ist, sollten UTG jedoch nicht sofort aussteigen.

Hierfür gibt es eine Reihe guter Gründe. Je weiter hinten Sie am Tisch positioniert sind, desto weniger Spieler werden nach Ihnen handeln und desto niedriger ist die Wahrscheinlichkeit, dass einer Ihrer Gegner plötzlich eine Premium-Hand hat. Das ist der erste Grund.

Der zweite Grund hat mit der Position zu tun. Für bestimmte Position am Tisch ist die Wahrscheinlichkeit höher, dass sie im Position-Postflop spielen können. Das beste Beispiel hierfür ist der BTN. Egal, was im Preflop passiert, Sie sind stets im Position-Postflop. Wenn wir also sagen, dass es umso besser ist, je später Sie in der Reihenfolge spielen, dann meinen wir nicht die Blinds. Auch wenn der Small-Blind nach dem Button-Preflop handelt, wird es sich stets um einen Postflop ohne Position handeln. Aus diesem Grund wird der Small-Blind in der Regel als schlechteste Position am Tisch betrachtet.

Typ des Gegners

Unsere Preflop-Ranges sollten auch von den Spielern am Tisch abhängig sein. Als allgemeine Regel gilt, dass Sie etwas mehr Optionen haben, wenn sich schwächere Spieler am Tisch befinden.

Sie könnten beispielsweise UTG mit Ad7d sein. Normalerweise würden Sie mit dieser Preflop-Hand aussteigen. Sie schauen sich jedoch am Tisch um und stellen fest, dass es im SB und BB zwei ausnehmend schwache Spieler gibt. Auch wenn es sich bei dieser Hand nicht um ein normales Eröffnungsgebot handelt, können Sie in diesem Fall eine Ausnahme machen, um zu versuchen, die schwächeren Gegner auszunutzen.

Ein weitere Regel ist folgende: Angenommen, Ihr Gegner geht extrem häufig passiv mit, sollten Sie anstelle von spekulativen Händen (63s usw.) Hände mit hohen Chancen bevorzugen (Ax, Kx usw.). Ein Spieler, der passiv mitgeht, wird nicht häufig aussteigen. Das ist jedoch kein großes Problem, wenn Sie eine Hand mit A-hoch oder K-hoch und damit einfach die beste Hand haben. Es ist keine gute Idee, mit einer Hand mit 6-hoch gegen einen passiven Mitgeher zu spielen. (Sie wissen, dass Sie niemals gewinnen, und gleichzeitig, dass Sie ihn nicht bluffen können.) Daher sollten Sie im Preflop solche Hände nicht spielen.

Angenommen, Ihr Gegner ist tatsächlich in der Lage, im Postflop auszusteigen, dann sollten Sie in der Regel stets die eher spekulativen und besser spielbaren Hände bevorzugen, da Sie diese effektiv für Semi-Bluffs einsetzen können.

Denken Sie logisch

Angesichts der Tatsache, dass es unmöglich ist, einfach eine Liste der Taschenkarten mit einer Rangfolge von schwach zu stark zu erstellen, müssen wir akzeptieren, dass Poker ein Spiel der dynamischen Entscheidungen ist.

Was in einer Situation eine gute Preflop-Hand wäre, ist in einer anderen Situation nicht notwendigerweise auch eine gute Preflop-Hand.

Das Wichtige ist, stets rational zu denken und bei Preflop-Entscheidungen so logisch wie möglich vorzugehen. Wenn Sie sich sorgfältig auf Ihre Position, die Preflop-Action, die Stack-Größen und die Art Ihrer Gegner konzentrieren, sollten Sie in der Lage sein, fundierte Überlegungen hinsichtlich Ihrer Preflop-Optionen anzustellen.