Um beim Poker zu gewinnen, war es noch nie ausreichend, nur an die beiden Karten auf dem Tisch und die Stärke Ihrer eigenen Hand zu denken. Wenn Sie gewinnen möchten, müssen Sie zumindest auch die Hände Ihrer Gegner mit in Ihre Überlegungen zu Ihren eigenen Gewinnchancen einbeziehen, um dementsprechend und mit Logik an den Tischen vorzugehen.

Noch extremer ausgedrückt: Sie dürfen nicht nur 1 oder 2 Mutmaßungen darüber anstellen, was Ihr Gegner auf der Hand halten könnte. Stattdessen ist es unabdingbar, dass Sie sämtliche mögliche Kartenkombinationen Ihres Gegners in Betracht ziehen. Dies wird beim Poker als „Range“ bezeichnet.

Wie oft haben Sie jemanden sagen hören: „Oh, ich bin davon ausgegangen, dass er Ass und König hat!“ (oder eine ähnliche, sehr spezifische Mutmaßung zu High Card/schwache Kombination), und derjenige ist dann in einem Hero Call mitgegangen? Oder, dass jemand behauptet hat, sein Gegner müsse einen Flush haben, und ist deshalb mit seinem Drilling einfach ausgestiegen? Unerfahrene Spieler ziehen oftmals nur sehr wenige Möglichkeiten in Betracht, welche Hände ihre Gegner haben könnten, anstatt ihre Entscheidungen an den Tischen auf sämtlichen Händen aus der Range ihrer Gegner zu basieren.

In diesem Artikel wird Folgendes näher erläutert:

• Nähere Einzelheiten, was eine Poker Range ausmacht
• Wie Sie die Range Ihres Gegners während einer Pokerhand von einer Street zur nächsten einschätzen.
• Wie Ihnen die Bestimmung der gegnerischen Ranges beim Poker hilft.
• Wie Sie Ihre Poker Ranges zusammenstellen und dabei in Erwägung ziehen, ein ausgewogenes Verhältnis von Bluffs und Value Bets zu erhalten.
• Wie Sie Ihre Range-Analyse verbessern, um Ihre Spielstärke und Ihre Entscheidungen (d. h. Software und Übung) zu verbessern.

Was ist eine Poker Range?

So visualisieren Sie eine Poker Range

Software für Poker-Training und Analysen beinhaltet im Allgemeinen die folgende Poker Tabelle, die Ihnen beim Visualisieren von Ranges hilft:

Poker Range-Tabelle


• Taschenpaare sind durch die mittlere Diagonale der Hände dargestellt (weiß).
• Gleichfarbige Hände sind in der oberen rechten Hälfte der Tabelle dargestellt (hellblau).
• Nicht gleichfarbige Hände sind in der unteren linken Hälfte der Tabelle dargestellt (dunkelblau).

Ein kurzes Wort zur Kombinatorik

Zwar sieht es in der Tabelle so aus, als gäbe es gleich viele gleichfarbige wie nicht gleichfarbige Hände, doch vergessen Sie nicht, dass dies nicht der Fall ist. Die Tabelle dient lediglich dazu, Spielern beim Visualisieren ihrer Poker Ranges zu helfen. Beachten Sie folgende Aspekte bezüglich der Anzahl möglicher Kombinationen der verschiedenen Poker Hände:

• Taschenpaare haben jeweils 6 Kombinationen.
• Hände ohne Paar haben jeweils 16 Kombinationen.
o Nicht gleichfarbige Hände haben jeweils 12 Kombinationen.
o Gleichfarbige Hände haben jeweils 4 Kombinationen.

Beispiel für eine Poker Range

Die Anzahl Pokerhände, die aus der Lojack-Position (UTG bei einem Spiel mit max. 6 Teilnehmern) eröffnet werden sollten, liegt allgemein anerkannt bei ca. 15 % der möglichen Starthände. Wie kann eine Range aussehen, die 15 % der Starthände umfasst?

Poker Range-Tabelle 2

 

Nachfolgend finden Sie jedoch eine weitere Range-Tabelle mit möglichen Starthänden, die ebenfalls ca. 15 % der Starthände umfasst, allerdings mit einer – wenn auch nur geringfügig – anderen Hand Range. Bei näherer Analyse erkennen Sie, dass einige Hände aus der obigen Tabelle nicht eingeschlossen sind (ATo, 65s), andere hingegen hinzugefügt wurden (K9s, Q9s, J9s und einige höhere gleichfarbige Anschlusskarten). Dennoch enthält die Tabelle ungefähr dieselbe Anzahl Starthandkombinationen:

 

Poker Range-Tabelle 3

 

Letztendlich liefern Ihnen Range-Softwareprogramme und Voreinstellungen je nach gewünschtem Prozentsatz unterschiedliche Starthand-Ranges, und das ist völlig in Ordnung! Je vertrauter Sie mit Ranges werden, desto besser werden Sie darin, die Range Ihres Gegners akkurat einzuschätzen. Außerdem werden Sie herausfinden, welche Starthand-Ranges in bestimmten Situationen und aus verschiedenen Positionen für Sie am besten funktionieren (dies ist stets einigermaßen anpassbar).

Warum ist eine Poker Range wichtig?

Wie Sie bald (insbesondere im Post-Flop-Abschnitt) sehen werden, können Sie einfach durch Einschätzen der Range Ihres Gegners und mit daraus resultierenden mathematisch fundierten Entscheidungen Ihrem Pokerspiel einiges an Klarheit, Präzision und Profitabilität hinzufügen. Dies widerspricht natürlich dem amateur- und schablonenhaften Ansatz: „Wenn er AK hat, verliere ich. Und da ich glaube, dass er diese Kombination hat, steige ich aus.“ Dabei werden nicht alle möglichen Pokerhand-Kombinationen in die Überlegungen mit einbezogen.

Range des Gegners von einer Street zur nächsten einschätzen

Im Verlauf einer Hand bleibt die Range eines Spielers keinesfalls unverändert. Während sie beim Preflop noch am breitesten ist, engt sie sich beim Post-Flop-Spiel immens ein, je nachdem, welche Einsätze der Spieler mit den verschiedenen Kombinationen aus seiner Preflop-Range im Laufe der Handentwicklung tätigt. Wenn Sie diese Einsatzmuster mit den normalen Einsatzneigungen eines Spielers in Bezug setzen, können Sie daraus die Range eines Gegners im Verlauf einer Hand ungefähr ableiten.

Preflop Poker Range

Mit der verstärkten Nutzung von Poker-Trainingsinhalten in den letzten Jahren ist auch das Verständnis vieler Spieler gewachsen, welche Starthände sie aus den verschiedenen Positionen am Tisch spielen sollten.

Dies bedeutet in der Regel, dass sie aus einer Early Position mit einer sehr eng gefassten, tight Range starten (um zu kompensieren, dass sie später in der Hand vermutlich Out Of Position spielen müssen) und beim Eröffnen in späteren Positionen mit einer breiter gefassten Range, die auf dem DButton am breitesten wäre. Beachten Sie, dass Position das A und O beim Poker ist. Ihre größten Gewinnraten erhalten Sie vom DButton und von den Händen, die Sie In Position spielen. Position bedeutet Macht, und das bedeutet Gewinn!

Anleitungen zu Starthänden bleiben zwar im Allgemeinen konstant (zumindest bezüglich des Prozentsatzes an Händen, mit denen man aus den einzelnen Positionen eröffnen sollte, sowie einem allgemeinen Konsens darüber, mit welchen Händen man eröffnen sollte), doch gibt es stets einen gewissen Interpretationsspielraum, wie genau Sie diese Anleitungen auslegen möchten. Wie Sie oben gesehen haben, bedeutet 15 % der Starthände nicht notwendigerweise in jedem Fall die genau gleiche Kombination an Starthänden!

Somit erhalten Sie hier einige Empfehlungen zum Prozentsatz der gesamten Hände, mit denen Sie aus verschiedenen Positionen an einem Tisch mit 9 Händen eröffnen sollten.

POSITION

% der Starthände beim Eröffnen/Erhöhen

Under-The-Gun

9 %

UTG+1

10 %

UTG+2

12 %

Lojack/UTG+3

15 %

Hijack

20 %

Abschalten

26 %

DButton

40 %

Small Blind

67 %

Big Blind

N/V (Eröffnen/Erhöhen nicht möglich)

Wie Ihnen ein HUD bei der Analyse der Preflop Range hilft

Jetzt kommen wir auf etwas wirklich Cooles zu sprechen! Bei einem Heads-Up Display, wie PokerTracker 4 oder Hold’em Manager 2, können Sie sogar sehen, mit welchem Prozentsatz an Händen Ihre Gegner aus den einzelnen Positionen eröffnen und erhöhen, und dies mit den „Standarddaten“ in der Tabelle oben (sowie mit den entsprechenden RFI-Tabellen von Upswing) vergleichen! Wenn Ihre Gegner aus der UTG-Position in einem vollen Ring Game bei beispielsweise 15 % der Hände eröffnen, können Sie daraus ableiten, dass sie aus einer breiteren Range als optimal eröffnen, und diesem entsprechend begegnen und es ausnutzen (indem Sie z. B. häufiger Dreier-Einsätze tätigen). Wenn Sie außerdem während einer Hand versuchen, die Range des Gegners einzuschätzen, erhalten Sie eine bessere Vorstellung davon, welche Hände in dessen Preflop-Range enthalten sind, und können sich darauf einstellen.

Das einzige Problem besteht darin, dass Sie für Ihre Gegner riesige Mengen von Beispieldaten über Tausende von Händen benötigen – insbesondere bezüglich der Prozentsätze für die einzelnen Positionen. Wenn Sie Tag für Tag auf kleineren Websites mit ähnlichen Spielerpools spielen, werden diese Zahlen im Laufe der Zeit mit steigender Datenmenge möglicherweise akkurater. In anderen Fällen werden Sie jedoch auf allgemeinere Zahlen zurückgreifen müssen.

So sind beispielsweise VPIP (voluntarily put money in pot; freiwillig in den Pot eingezahltes Geld), PFR (preflop raise; Preflop-Erhöhen) und 3B% (Prozentsatz an Dreier-Einsätzen) äußerst nützliche Parameter, um eine anfängliche Bewertung der losen/tight Spielweise bzw. Preflop-Aggression durchzuführen. Außerdem können Sie diesen Zahlen genau entnehmen, wie Sie Ihre „Basis“-Range anpassen und bestimmte Hände in die Start-Ranges Ihrer Gegner aufnehmen bzw. daraus entfernen müssen, um eine genauere Analyse der Post-Flop-Ranges zu erhalten.

Typische VPIP/PFR-Statistiken für ein volles Ring Game liegen bei ungefähr 19/17, während sie für ein Spiel mit max. 6 Teilnehmern vermutlich eher bei 24/21 liegen. Wenn die Statistiken Ihrer Gegner über- oder unterhalb dieser Basiszahlen liegen, können Sie deren Range gegebenenfalls anpassen. Auch sollten Sie darauf achten, ob diese Parameter jeweils nur ca. 4 Prozentpunkte voneinander abweichen. Je weiter sie voneinander abweichen, desto eher wird es sich bei dem Spieler um einen Fisch handeln.

Post-Flop Poker Range: Flop/Turn/River

Bei der Post-Flop-Analyse der Poker Ranges fängt der Spaß erst richtig an! Das liegt daran, dass zwei Spieler eine Hand niemals auf genau dieselbe Weise und mit genau denselben Einsatzhöhen und Timing-Tells spielen werden. Außerdem gibt es eine unvorstellbar hohe Anzahl an möglichen Board-Ausläufen, die je nach ausgelegter Farbe und Wertigkeit der Karten die Spielweise einer Hand dramatisch verändern können.

Durch logisches Herleiten können Sie nicht nur die Preflop-Range Ihres Gegners weiter einengen, sondern auch mithilfe eines ausbeuterischen Spielansatzes gegen die meisten Gegner ideal reagieren.

Während einer Hand können Sie sich beispielsweise folgende allgemeine Fragen stellen:

• Ist mein Gegner ein eher passiver Spieler, der bei mittelmäßigen und schlechten Händen schiebt und nur auf seine guten Hände setzt?
• Blufft mein Gegner manchmal? Blufft er zu häufig oder zu selten?
• Nutzt mein Gegner bestimmte Board-Zusammensetzungen, um seine Hand Range entsprechend zu bevorzugen?
• Spielt mein Gegner geradlinig oder trickreich?
• Ist mein Gegner ein solider Veteran, dessen Hand Range eine angemessene Kombination aus Value Bets und Bluffs enthält?

Je nachdem, welche Einsätze Ihr Gegner bei allen 3 Streets zusammen tätigt, können Sie dessen Stärke und Hand Range anhand von logischem Denken ableiten.

Setzen Sie dies dann zu Folgendem in Bezug:

• Stärke Ihrer Hand im Vergleich zur Range Ihres Gegners
• Stärke Ihrer Hand im Vergleich zu allen Händen in Ihrer gesamten Range
• Einsatzhöhe Ihres Gegners

Dadurch können Sie eine Poker Strategie ausarbeiten, mit der Sie zahlreichen Szenarien, die bei einer Pokerhand auftreten können, erfolgreich begegnen und im Durchschnitt häufiger (und weitaus profitabler!) gewinnen als verlieren.

Arten des Einsatzes:

 

 

Es wichtig, dass Sie bei Ihren Gegnern die unterschiedlichen Vorgehensweisen bei Einsätzen erkennen.

Bei schlechteren Spielern können Sie für gewöhnlich schneller ableiten, welches Einsatzmuster einer bestimmten Handstärke entspricht. Oftmals handelt es sich dabei um die geradlinigste Art von Gegner.

In anderen Fällen müssen Sie Einsatzmuster erkennen, die gute Spieler auszeichnen, und diese dann interpretieren und entsprechend reagieren.

Bei guten Spielern besteht der häufigste Unterschied in den Einsatzmustern, den Sie bestimmen müssen, in der jeweiligen Einsatzhöhe (da sie bedeutungsvoller und zweckgerichteter sind – wie unten ausgeführt).

• Höhere Einsätze sind eher ein Zeichen für eine Polarisierung: Entweder hat der Gegner eine extrem starke Hand oder nichts. (Wie Sie später erfahren, kann es bei höheren Einsätzen dieser Art erforderlich sein, mehr Bluffs in Ihre Range aufzunehmen. Daran halten sich jedoch nicht viele Spieler, da die meisten einfach auf maximalen Wert setzen.)

• Bei kleineren Einsätzen handelt es sich in der Regel eher um Value Bets. Diese „Wert“-Range besteht jedoch aus viel mehr Händen als nur Premium-Händen. Setzt ein Spieler beispielsweise die Hälfte des Pots beim River, kann seine Range von den Nuts bis zu einem zweiten Paar mit einem guten Kicker alles enthalten (in der Hoffnung, dass Spieler mit schlechteren Händen mitgehen). Daher kann es Ihnen schwerfallen, bei mehr mittelmäßigen Händen Ihrer Range auszusteigen, da Sie (im Durchschnitt) genügend Hände in der Range Ihres Gegners schlagen können, um ein Mitgehen zu rechtfertigen.

Post-Hand-Analyse

Wenn Sie jemals die Gelegenheit erhalten, am Ende einer Hand die Karten Ihres Gegners einzusehen – entweder beim Showdown oder wenn er sie Ihnen freiwillig zeigt –, ist diese Information von IMMENSER Wichtigkeit, um bei Ihrem Gegner Fehler und ausnutzbare Neigungen zu erkennen und auf dessen Spiel in Zukunft profitabler reagieren zu können. Oftmals erhalten Sie verlässliche Antworten auf die oben gestellten Fragen (und mehr!) und können Ihre Gegner korrekt einschätzen und Ihre Taktik gegen sie entsprechend anpassen.

Die Post-Hand-Analyse kann sich auch auf die nachträgliche Untersuchung der Sitzungen beziehen. Um sich beim Poker zu verbessern, müssen Sie z. B. Ihr eigenes Spiel und das Ihrer Gegner analysieren. Auf diese Weise können Sie besser ableiten, mit welchen Händen Sie in bestimmten Situationen mitgehen (oder setzen) sollten, und Ihr aktives Spiel somit noch weiter verbessern.

River-Situationen sind häufig die wichtigste Street einer Hand. Im River sind die Pots häufig gut gefüllt, und korrektes Mitgehen/Setzen im River bzw. Mitgehen/erneutes Schieben kann einen riesigen Unterschied in Ihrer Gewinnrate und Rentabilität ausmachen. Eine nachträgliche Bewertung der River-Situationen und Ihrer Entscheidungen in der letzten Street im Spiel kann daher ENORME Auswirkungen auf Ihre Profitabilität haben!

Setzt Ihr Gegner z. B. ½ Pot, lauten Ihre Quoten beim Mitgehen 3:1 – was bedeutet, dass Sie mindestens 25 % gewinnen müssen, damit sich das Mitgehen lohnt. Wenn Sie die Hand, die Sie haben, mit einer eingeengten Range Ihres Gegners vergleichen, können Sie korrekt ableiten, ob Sie zum Mitgehen die richtigen Quoten hatten.

Nichtsdestoweniger kann es immer schwer sein, einem Gegner eine angemessene Range zuzuordnen, da das Ergebnis jeder Hand sehr präzise ist. Um es anders auszudrücken: Es wird immer schwer sein, die genaue Hand Range eines Gegners zu bestimmen, mit der er in allen 3 Streets auf ähnliche Weise setzen wird. Wenn Sie jedoch über die Ranges nachdenken und versuchen, die Equity Ihrer Hand im Vergleich zu der Ihres Gegners korrekt zu bestimmen, werden Sie schnell zu einem der besten Spieler Ihres Einsatzes werden. Wie genau Sie die Range Ihres Gegners berechnen, wird sich direkt darauf auswirken, wie profitabel Sie an den Tischen sind.

Welche Equity benötigen Sie für ein Mitgehen im Vergleich zur Einsatzhöhe?

Einsatzhöhe des Gegners

Für ein profitables Mitgehen benötigte Equity (in %)

Sie müssen 1 von X Spielen gewinnen, um kostendeckend zu spielen

Verhältnis von Gegner BLUFFT/SCHLECHTERE HAND : VALUE BET für ein kostendeckendes Mitgehen

2-facher Pot

40 %

2,5

1 : 1,5

1,5-facher Pot

37,5 %

2,7

1 : 1,7

Pot-Größe

33 %

3

1 : 2

¾ Pot

30 %

3,3

1 : 2,3

2/3 Pot

28 %

3,6

1 : 2,6

½ Pot

25 %

4

1 : 3

1/3 Pot

20 %

5

1 : 4

¼ Pot

16 %

6

1 : 5


Bei der Prüfung von Händen und Equity ist es außerdem von Bedeutung, für die Range einen so genannten „Wendepunkt“ zu bestimmen. Wenn Sie für einen Gegner beispielsweise eine optimistische Range (in Fällen, in denen es mathematisch gesehen korrekt und profitabel wäre, gegen eine angenommene losere Range mitzugehen) und eine pessimistische Range (eher tight, mehr auf Value Bets ausgerichtet) veranschlagen, müssen Sie unbedingt bestimmen, welcher Faktor den Ausschlag geben soll. Außerdem müssen Sie berücksichtigen, welche Hände in den einzelnen Situationen in den Ranges des Gegners enthalten sein müssen, damit sich ein Mitgehen für Sie lohnt.

Bei der Verwendung dieser „Pot Odds“ zur Bestimmung, ob Sie mitgehen sollten, setzen Sie die Equity Ihrer Hand mit der von Ihnen geschätzten Range Ihres Gegners zueinander in Bezug. Das Konzept der „Pot Odds“ sollte stets berücksichtigt werden, schließt jedoch nicht die Stärke Ihrer Hand im Verhältnis zu allen möglichen Händen in Ihrer Range mit ein. (Darauf wird in einem späteren Abschnitt eingegangen.)

Eine nachträgliche Betrachtung dieser Konzepte wird Ihnen letztendlich helfen, beim Spiel in Echtzeit bessere Entscheidungen zu treffen und wesentlich mehr zu gewinnen, als dies ansonsten der Fall wäre.

 

Richtiges Reagieren basierend auf der Range des Gegners

Um auf die Einsätze und Erhöhungen eines Gegners im laufenden Spiel von einem GTO-Standpunkt (Game Theory Optimal) aus korrekt reagieren zu können, muss auf spezifische Konzepte eingegangen werden.

1. Minimum Defence Frequency

Dieses Konzept bezieht sich auf die Mindestanzahl der Fälle, in denen Sie beim Einsatz Ihres Gegners mitgehen oder diesen erhöhen müssen, um nicht durch ausbeuterisches Spiel aus dem Pot heraus geblufft zu werden (indem Sie zu häufig aussteigen). Anders ausgedrückt: Die Minimum Defence Frequency zeigt Ihnen in Bezug auf Ihre Range möglicher Hände und auf die Einsatzhöhe Ihres Gegners, wie oft und wie viel Ihrer Range Sie verteidigen sollten, um bei den Einsätzen Ihres Gegners nicht zu häufig auszusteigen.

Die Formel für diese Berechnung lautet:

Pot-Größe / (Pot-Größe + Einsatzhöhe)

Einsatzhöhe des Gegners

Minimum Defence Frequency (MDF)

2-facher Pot

33 %

1,5-facher Pot

40 %

Pot-Größe

50 %

¾ Pot

57 %

2/3 Pot

60 %

½ Pot

67 %

1/3 Pot

77 %

¼ Pot

80 %

 

WANN SIE MDF EINSETZEN SOLLTEN: An die MDF werden Sie während eines Spiels selten denken. Stattdessen sollten Sie sich hauptsächlich bei der Nachbetrachtung von Händen abseits des Tisches darauf konzentrieren. Was Sie bei solchen Studien nebenbei herausfinden, wird Ihnen dabei helfen, am Tisch zunehmend klar und einfach zu denken und zu agieren.

• Wenn Sie keine oder nur wenige Informationen über Ihre(n) Gegner haben und/oder gegen starke, ausgewogene Spieler antreten.

WANN SIE MDF NICHT EINSETZEN SOLLTEN:
• Wenn Sie sich Out Of Position beim Flop/Turn gegen C-Bets verteidigen. Out Of Position werden Sie nicht in der Lage sein, Ihre volle Equity auszuschöpfen. In den meisten Fällen werden Sie außerdem mit Ihrer Range gegen den Spieler, der Preflop erhöht hat, im Nachteil sein, da Sie Preflop ohne Erhöhung mitgegangen sind.
• Wenn Ihr Gegner keine Bluffs in seiner Range oder keine logischen Hände hat, die Sie schlagen können.
• Wenn Sie gegen schwächere Spieler antreten – von denen Sie durch ausbeuterische Spielweise am meisten profitieren können.

2. Big Blind-Verteidigung

Wenn Sie Preflop in einem Heads-Up-Pot agieren, sollten Sie beim Big Blind einen großen Teil Ihrer Range verteidigen, um nicht durch zu häufiges Aussteigen ausgenutzt zu werden.

Gegen ein 2-faches Eröffnen/Erhöhen erhalten Sie Quoten von 3,5:1 (2 BB + 0,5 BB + 1,0 BB:1 BB zum Mitgehen). Das bedeutet, dass Sie nur ca. 22 % Equity benötigen, um gegen eine Eröffnung zu verteidigen.

Gegen ein 3-faches Eröffnen/Erhöhen erhalten Sie Quoten von 2,25:1, benötigen also ca. 31 % Equity gegenüber der Range Ihres Gegners, damit sich ein Mitgehen für Sie lohnt.

In Live-Spielen, bei denen Erhöhungen ein wenig höher als bei einem Online-Spiel sein können, erhielten Sie bei einem 5-fachen Erhöhen Quoten von 1,625:1 und würden zum Mitgehen eine Equity von 38 % benötigen.

Beachten Sie dennoch, dass Sie es Out Of Position und mit einem Range-Nachteil gegenüber dem Gegner schwer haben werden, gewinnbringend zu spielen. Unter Berücksichtigung der genannten Punkte muss die Equity um ca. 7 Prozentpunkte angepasst werden, damit Sie nicht zu viel verteidigen und sich in mehr negative EV-Situationen als erforderlich bringen (d. h. gegen eine 2-fache Erhöhung verteidigen Sie Hände mit einer Equity von 29 % anstatt der von den Pot Odds empfohlenen 22 %).

Zudem wird nur Spielern mit stärkeren Post-Flop-Fähigkeiten empfohlen, eine breite Verteidigungs-Range ab den Blinds zu spielen. Wenn Sie sich noch eher zu den Anfängern zählen, ist es völlig in Ordnung, Ihre Range ab den Blinds noch mehr einzuengen, um verzwickte Post-Flop-Situationen zu vermeiden, die für Sie vermutlich zu einem negativen EV führen.

3. Unterschiedliches Spiel gegen unterschiedliche Gegner

Während es verschiedene Tipps und empfohlene Strategien für ein langfristig erfolgreiches Pokerspielen gibt, beruht die wichtigste Strategie (insbesondere gegen schwächere Pokerspieler) auf der Erkennung, wer die schwachen Spieler sind. Wenn Sie die Neigungen der schwächeren Spieler herausfinden, können Sie diese ausnutzen und durch entsprechendes Reagieren maximalen Gewinn erzielen.

Mit Ass-Dame derselben Farbe können Sie z. B. in der Regel gut einen Dreier-Einsatz vom DButton aus tätigen. Wenn Sie jedoch gegen einen Gegner spielen, der mit einem Großteil seiner Start-Range limpt und Preflop lediglich mit AA, KK, QQ und AK erhöht, erscheint ein Erhöhen hier recht töricht, da Sie dabei nur Geld abfackeln würden (insbesondere, wenn jemand dann einen Vierer-Einsatz macht).

PERSÖNLICHER HINWEIS des AUTORS: Auf einer der Poker-Sites, auf denen ich spiele, sind nur drei Farben zum „Codieren“ von Spielern (innerhalb der Software) zulässig. Obwohl ich sie letztendlich mit meinem HUD besser farbcodieren und kategorisieren kann, habe ich zusätzlich mit diesem vereinfachten Farbcodierungssystem (mit nur zwei Farben) herumexperimentiert, um Fische von guten/kompetenten Spielern zu unterscheiden. Mittlerweile gefällt mir das sehr und ich finde es nützlich. Einzelheiten zur optimalen Spielweise gegen einzelne Gegner kann ich immer aus meinen HUD-Statistiken und Anmerkungen ablesen. Wenn es hingegen um Dinge wie Auswahl von Tisch/Platz oder einfach eine allgemeine Einschätzung bestimmter Spieler während einer Hand geht (Spielweise gegenüber Fischen bzw. Veteranen), finde ich diese Art der Farbgebung viel einfacher und übersichtlicher.

Während bessere Spieler möglicherweise einen ausgewogeneren Ansatz verfolgen (mit dem sie nicht ausgenutzt werden können, da sie immer starke und schwächere Hände mit unterschiedlichen Einsatzmustern in ihre Range aufnehmen), können Sie bei vielen Gegnern nach den folgenden ausnutzbaren Neigungen suchen:

• Wie passiv oder aggressiv sind Ihre Gegner in der Regel?
• Wie lose ist ihre Preflop-Range in den einzelnen Positionen, und wie müssen Sie Ihre Post-Flop-Range-Analyse dementsprechend anpassen?
• Haben sie immer gute Karten im River, wenn sie einen Triple-Barrel spielen?
• Wie hoch ist ihre Gewinnrate? (In vielen HUDs sehen Sie in der Regel BB/100 und den nach All In bereinigten EV Ihrer Gegner für alle Hände, die Sie gegen sie gespielt haben.) In welcher Beziehung steht das zu ihren Statistiken? (Sind sie extreme Fische oder nur einfach schlechte Veteranen, und wie können Sie sich darauf einstellen?) Können Sie ihre am besten ausnutzbaren Neigungen herausfinden, sodass Sie von beträchtlichen oder auch nur geringfügigen Verlierern am meisten profitieren?
• Wie häufig platzieren sie C-Bets?
• Steigen sie gegen C-Bets zu häufig oder zu selten aus?
• Spielen sie Out Of Position außergewöhnlich schlecht?
• Gehen sie zu häufig mit, oder steigen sie zu häufig aus?
• Wie geradlinig spielen sie? Bluffen sie jemals?
• Besitzen sie irgendwelche todsicheren Tells?
• Wie häufig gehen sie bei Overbets mit?

Die „GTO“-Strategie beim Poker wird zwar kontinuierlich weiterentwickelt, doch sind solch komplexe Methoden gegen die meisten Spieler (denen Sie am besten durch einen ausbeuterischen Ansatz begegnen) in der Regel nicht erforderlich.

So sorgen Sie für ein ausgewogenes Verhältnis Ihrer eigenen Poker Hand Ranges

 

 

Überlegungen bezüglich der Hand Range Ihres Gegners sind nur die Spitze des Eisbergs, wenn es darum geht, ein guter Spieler zu werden. Die besten Spieler berücksichtigen auch ihre eigenen Hand Ranges und wie sie in den Post-Flop-Einsatzrunden mit allen Händen in ihrer Range vorgehen sollen, um einen ausgewogenen Ansatz zu verfolgen und/oder optimal zu spielen.

Drawing Hands werden häufig falsch angegangen. Nicht alle Drawing Hands sind gleich, doch wenn Sie stets mit allen semi-bluffen, nehmen Sie vermutlich zu viele Bluffs in Ihre Range auf (und machen sich dadurch eventuell durch nachfolgendes Schieben/Erhöhen und aggressives Spielen des Gegners ausbeutbar). Als generelle Faustregel sollten Sie mit Ihren schwächsten Drawing Hands setzen oder erhöhen und mit den stärksten (oder solchen, die bereits Showdown-Qualität – oder große Mengen an Equity – besitzen) schieben oder mitgehen. Natürlich gibt es hierbei Ausnahmen, doch sollte bei den meisten Drawing Hands, die wenig oder gar keinen Showdown-Value (SDV) besitzen, der Fokus auf der Aussteigen-Equity liegen.

In Bezug auf die Frage, wie viele Bluffs (im Vergleich zur Anzahl der Value Bets) Sie für gewöhnlich in Ihre Range aufnehmen sollten, empfiehlt es sich im Allgemeinen, im Flop mit einem Faktor von ca. 2:1 auf mehr Bluffs/Semi-Bluffs als auf wertvolle Hände zu setzen. Beim Turn sollte dieses Verhältnis in etwa ausgewogen sein. Im River sollte das Verhältnis zwischen Bluffs und Value Bets dann in etwa 1:2 betragen.

Dies errechnet sich jedoch genauer durch Ihre Einsatzhöhe! Wie Sie in der Tabelle unten sehen, beruht die Anzahl der Bluffs, die Sie (beim River) in Ihre Einsatz-Range aufnehmen können, im einzelnen auf der Höhe Ihres Einsatzes. Auf diese Weise ist es egal, ob Ihr Gegner mitgeht oder aussteigt, da Sie auf lange Sicht mit solchen Einsätzen/Spielzügen kostendeckend (oder gewinnbringend) spielen.

VERHÄLTNIS ZWISCHEN BLUFFS UND VALUE BETS:

Ihre Einsatzhöhe

% der Fälle, in denen Sie gewinnen müssen

Sie müssen 1 von X Spielen gewinnen, um kostendeckend zu spielen

Verhältnis zwischen nicht ausnutzbaren BLUFFS und VALUE BETS

ODER

Verhältnis zwischen AUSSTEIGEN und MITGEHEN des Gegners, um kostendeckend zu bluffen

2-facher Pot

66 %

1,5

2 : 1

1,5-facher Pot

60 %

1,66

1,5 : 1

Pot-Größe

50 %

2

1 : 1

¾ Pot

43 %

2,3

1 : 1,3

2/3 Pot

40 %

2,5

1 : 1,5

½ Pot

33 %

3

1 : 2

1/3 Pot

25 %

4

1 : 3

¼ Pot

20 %

5

1 : 4

Weitere Dinge, die Sie bei Poker Hand Ranges beachten müssen

- Gewichtete Hand Ranges: Gewichtete Hand Ranges treten auf, wenn ein Gegner mit bestimmten Händen nur in einer bestimmten Anzahl von Fällen und nicht in 100 % der Fälle spielt. Wenn Sie z. B. mit QQ erhöhen/einen Vierer-Einsatz platzieren und Ihr Gegner mit einem Fünfer-Einsatz All In geht, macht er dabei vielleicht in 100 % aller Fälle seinen Fünfer-Einsatz auf AA und KK, doch geht bei AK in nur 50 % der Fälle ohne Erhöhung mit. Diese Möglichkeit müssen Sie gegebenenfalls in Ihren Range-Analysen berücksichtigen.

- Berechnung gewichteter Hand Ranges: In einer Poker-Software können Sie bei der Auswahl von Hand Ranges in der Regel genau festlegen, welche Kombinationen Sie in Ihre Range aufnehmen wollen. Die Software nimmt die nachfolgenden Berechnungen dann automatisch vor. Wenn Sie diesen Vorgang im Kopf oder auf Papier ausführen, können Sie die entsprechenden Änderungen vornehmen, indem Sie die Anzahl der Handkombinationen austauschen, die weiterhin gelten sollen. Wenn ein Gegner also wie im obigen Beispiel in 50 % aller Fälle mit AK einen Fünfer-Einsatz macht, sollten Sie in die Berechnungen Ihrer Equity/Range nur 8 Kombinationen von AK mit aufnehmen, anstatt wie ursprünglich alle 16 möglichen Kombinationen.

- Manipulation von Hand Ranges: Dieses Konzept bezieht sich darauf, wie Sie Ihre Hand Range so manipulieren, dass diese entweder stark oder schwach erscheint und somit beim Gegner die gewünschte Reaktion hervorruft. Gegen weniger erfahrende Spieler können Sie z. B. größere Einsatzhöhen verwenden, um sie durch ein starkes Auftreten zum Aussteigen zu bewegen. Wenn Sie andererseits bei Ihrem Gegner eher eine mittelmäßige Hand vermuten, verwenden Sie vielleicht einen Einsatz von ca. ¼ oder 1/3 Pot mit allen Ihren Value-Händen, um den Gegner zum Mitgehen zu verleiten, auch wenn er sich wenig Gewinnchancen ausrechnet. Bei einer derartigen Manipulation Ihrer eigenen Ranges geht es darum, Ihre Gegner gut zu kennen und ihre Reaktionen auf bestimmte Aktionen korrekt vorherzusehen, sodass Sie das gewünschte Resultat erzielen.

- Gegnerische Range (absichtlich) breit halten: Beim Poker gibt es viele Situationen, in denen Sie möchten, dass Ihr Gegner mit der Mehrzahl seiner Hände mitgeht. Entweder handelt es sich hierbei um eine Thin Value Bet Ihrerseits (bei der Sie möchten, dass so viele schlechtere Hände wie möglich mitgehen), oder Sie halten die Nuts und möchten, dass Ihr Gegner ausreichend häufig fortfährt und einen vergeblichen Versuch unternimmt, sich auf eine sehr starke, zweitbeste Hand zu verbessern. Nehmen wir z. B. an, dass Sie beim Flop und Turn zwei Einsätze in Höhe des Pots machen und dabei das zweite Paar mit dem besten Kicker auf der Hand haben. Mit dieser Einsatzstrategie werden Sie vermutlich nur Gegner im Spiel halten (sofern sie fortfahren), die bessere Hände als Sie haben, selbst wenn sich Draws auf dem Board befinden. Wenn Sie jedoch stattdessen bei einer dieser Streets schieben oder bei beiden Streets eine kleinere Einsatzhöhe wählen, werden Ihre Gegner möglicherweise mit einigen schlechteren Händen und/oder Draws fortfahren. Dieses Konzept gilt für alle Hände in Ihrer Range (nicht nur für das zweite Paar), und im Prinzip geht es dabei auch darum, die Range des Gegenspielers zu manipulieren. Beachten Sie dies unbedingt bei der Wahl Ihres Einsatzes in zukünftigen Streets und bei der Entscheidung, wie breit die Range des Gegners sein soll.

- Optimistische und pessimistische Ranges: Wie bereits erwähnt, ist es stets wichtig, bei der Einschätzung der möglichen Ranges Ihrer Gegner sowohl von einem optimistischen als auch einem pessimistischen Szenario auszugehen. Dies gilt insbesondere bei späteren Streets einer Hand. Finden Sie bei Ihren Studien abseits des Tisches den Wendepunkt in bestimmten Situationen bei grenzwertigem Mitgehen heraus (d. h. bei welchen zusätzlichen Händen Ihr Gegner innerhalb seiner Range Value Bets setzen oder bluffen müsste, damit Sie beim Mitgehen einen positiven EV erhalten). Auf diese Weise werden Ihre Entscheidungen im Spiel naturgemäß profitabler werden.

- Ziel ist ein langfristiger Gewinn: Durch Range-Analyse, Simulationen und Studien abseits der Tische tritt möglicherweise eine Situation auf, in der Sie während einer Hand korrekt herleiten, dass Sie im Vergleich zur Range Ihres Gegners eine Equity von ca. 70 % besitzen. Zwar wird es sich hier IMMER für Sie lohnen, das Geld einzusetzen, doch müssen Sie sich auch bewusst machen, dass Sie dennoch in 30 % der Fälle verlieren werden (was in der Tat noch recht häufig ist – ca. 1 von 3 Fällen). Bemühen Sie sich stets, sich nicht von den Bad Beats oder dem River-Mitgehen beeinflussen zu lassen, wenn Ihr Gegner Sie in den seltenen Fällen nach dem Mitgehen schlägt. Sie wollen vermeiden, dass Ihnen die Nerven durchgehen und Sie daraufhin unkontrolliert mitgehen oder emotional aufgeladene Spielentscheidungen treffen. Vergessen Sie nicht: Die Varianz beim Poker schlägt in beide Richtungen aus. Auf lange Sicht gleichen sich die Dinge aus. Auf kurze Sicht ist es wichtig, dass Sie fortfahren, so viele positive EV-Entscheidungen wie möglich zu treffen.

- Die Bedeutung der nachträglichen Spielanalyse: Die Studie und nachträgliche Analyse abseits vom Tisch ist einer der entscheidendsten Faktoren für die Steigerung Ihrer Gewinnrate am Tisch. Dazu gehört nicht nur, dass Sie in puncto Strategie auf dem Laufenden bleiben und neue Konzepte lernen, sondern auch, dass Sie vergangene „Problemhände“ noch einmal genau unter die Lupe nehmen. Wenn Sie online spielen, können Sie mit einem HUD Ihre Hände einfach kennzeichnen/markieren, sodass Sie sie später leichter finden und untersuchen können. Studieren Sie diese Hände und notieren Sie sich, was Sie dabei über Ihre Gegner herausfinden. Wenden Sie die gewonnenen Erkenntnisse dann in späteren Sitzungen gewinnbringend an.

Verbesserung Ihrer Hand Range und Hand-Lesefähigkeiten

Das Konzept der Hand Range zu verstehen ist eine Sache. Eine andere Sache ist es hingegen, damit herumzuexperimentieren und ihre Nutzung zu üben.

Dank der Entwicklung verschiedenster Softwareprogramme ist es im Laufe der Jahre sehr viel leichter geworden, mit Poker Hand Ranges zu spielen und zu üben.

Pokerspieler vor einem Computer, der Software zur Range-Analyse verwendet

 

Zu den Windows-Programmen, die Ihnen mit Hand Ranges helfen, zählen Equilab (Equity im Vergleich zu Ranges) und Flopzilla (einfaches, aber umfassendes Post-Flop-Programm). Darüber hinaus wurden in den vergangenen Jahren Pokerlösungen entwickelt, die innerhalb der Software zahlreiche Simulationen und Berechnungen ausführen, um die ideale Spielstrategie in verschiedenen Situationen zu beleuchten. Die bekanntesten Lösungen mit dem besten Ruf sind PokerSnowie und PioSolver.

Für Mac-Benutzer gibt es leider keine solch umfassenden Softwareoptionen. Glücklicherweise hat ein Entwickler für MacOS/iOS-Benutzer das Programm PokerCruncher entwickelt, das ähnliche Funktionen wie die Windows-Version von Flopzilla bietet. Zum jetzigen Zeitpunkt haben die Macher von PokerSnowie zudem Pläne angekündigt, ihre Software auch auf der MacOS-Plattform bereitzustellen. Derzeit bieten sie außerdem eine weniger umfangreiche mobile App an.

Fazit

Einer der wichtigsten Faktoren, der die größten Gewinner beim Poker vom Rest unterscheidet, ist deren Fähigkeit, die Ranges ihrer Gegner genauer einzuschätzen. Mit präziseren Range-Analysen können sie am Pokertisch bessere Entscheidungen mit positivem EV treffen und mehr Gewinn einheimsen. Auch haben derartige Spieler abseits vom Tisch Ranges und deren Abschneiden bei verschiedenen Board-Zusammenstellungen in hinreichendem Maße untersucht und wissen daher besser, in welchen Situationen ein Einsatz, Mitgehen, Erhöhen oder Aussteigen angebracht ist.

Die Mühe, die Sie sich abseits von den Tischen geben, wird Ihrer Spielweise und Intuition am Tisch ungeheuer zugute kommen!

Matthew Cluff ist ein Pokerspieler, der sich auf 6-Max No Limit Hold’em Spiele spezialisiert hat. Er erstellt auch hin und wieder Online-Pokerinhalte für verschiedene Webseiten.