Betsizing im Poker ist eines der kompliziertesten Konzepte des Spiels überhaupt. Es handelt von der richtigen Höhe des Einsatzes bei einer Bet oder einem Raise, um deine EV in einer beliebigen Hand zu maximieren.

Sinn und Zweck dieses Guides ist es, dir sämtliches Wissen zu erörtern, damit du deine Einsätze für folgende Zwecke optimieren kannst:

  • Korrekte Balance zwischen Anzahl der Bluffs in deiner Range und Value Bets
  • Manipulation der C-Bet-Range deines Gegners
  • Abweichung von GTO um deine EV in bestimmten Situationen über Ausbeutung zu maximieren
  • Optimales Spiel auf verschiedenen Board-Entwicklungen

Abschnitte, die wir genauer betrachten:

  • Betsizing: Allgemeines Wissen
  • Preflop Betsizing: Überlegungen
  • 3bet/4bet/5bet+
  • Betsizing und Board-Texturen (Dry vs. Wet Flops)
  • Tipps zu Value Bets und Betsizing auf Flop und Turn
  • River Betsizing: Bluffs und Value-Kombinationen
  • Typische Fehler beim Betsizing
  • Verschiedene Tipps rund ums Betsizing

Betsizing: Allgemeines Wissen

Wie misst man eine Setzhöhe (kleiner oder großer Einsatz)?

Jeglicher Einsatz beim Poker steht in Relation zu dem bereits im Pot vorhandenen Geld (und wird normalerweise als Bruch oder Prozentsatz angegeben, etwa ½-Pot, oder 50%-Pot). Viele Anfänger machen den Fehler, ihre Setzhöhe an die Stärke ihrer Hand oder den verbliebenen Chips in ihrem Stack anzupassen. Manchmal berücksichtigen sie dabei gar nicht, wie viel Geld bereits im Pot liegt.

Dies ist bei weitem keine optimale Strategie und man macht sich dadurch durchschaubar (kleine Einsätze mit schwachen Händen und große Einsätze mit guten Händen).

Merged oder Polarised

Viele Spieler entscheiden sich für einen polarisierten Stil beim Setzen. Sie setzen oder erhöhen nur mit den stärksten Händen oder mit Bluffs. Auf Flop/Turn sind diese "Bluffs" im Normalfall Semi-Bluffs. Die Spieler haben vielleicht eine schwache Hand, jedoch gibt es noch die Chance, diese zu verbessern (Flush oder Straight).

Auf dem River gibt es diese Überlegungen nicht mehr. Die Spieler setzen entweder mit ihren starken Händen und hoffen auf Value, oder sie versuchen, mit ihren schwachen Händen einen Bluff durchzudrücken. Wenn sich Spieler zu einem merged Stil entscheiden, bedeutet dies, dass ihre Einsatzhöhe kleiner sein kann, als wenn sie einen polarisierten Stil nutzen würden. Dies macht ein Spieler, um eine größere Bandbreite von Value-Combos in seine Range aufzunehmen.

Pot-Limit vs No-Limit

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Üblicherweise werden alle Einsätze in Relation zu der aktuellen Höhe des Pots angegeben (wir werden später in diesem Artikel auf die verschiedenen Größen eingehen). Allerdings ist es in Pot-Limit-Spielen so, dass die maximale Höhe des Einsatzes oder des Raises auf die Höhe des aktuellen Pots begrenzt ist.

In No-Limit-Spielen kann ein Spieler zu jedem Zeitpunkt beliebig viel setzen oder erhöhen. Dazu gehört auch die Option, All-In zu gehen und den kompletten Stack zu setzen.

Preflop Betsizing: Überlegungen

Vor dem Flop sollten Spieler zwischen ½-Pot und der vollen Höhe des Pots setzen, wenn sie als Erster einen Einsatz bringen. Solvers wie PokerSnowie empfehlen einen Open-Raise von 2,25 Big Blinds aus allen Positionen (bei einer standardmäßigen Blind-Struktur). Die einzige Ausnahme ist der Small Blind. Von diesem Platz aus sollte man einen Open-Raise in Höhe von 3 BB spielen (denn du hast nach dem Flop keine Position mehr auf den Big Blind und du willst ihn daran hindern, günstig einen Flop sehen zu lassen, da er schon 1 BB in der Mitte hat).

Eine Höhe zwischen 2,25x und 2.5x gilt als GTO-Standard, jedoch bedeutet dies nicht, dass man immer auf diese Höhe zurückgreifen sollte. Wie so oft beim Poker gibt es da nämlich noch weitere Überlegungen:

  • Wenn du eine Premium-Hand hast und es am Tisch eine Person gibt, die gerne auch einen 10-BB-Open bezahlt, dann erhöhe auf 10 BB! In einem Live-Spiel schauen sich viele Leute gerne einen günstigen Flop an und es ist einfach nur ärgerlich, wenn du mit einer Premium-Hand nach dem Flop gegen vier Personen weiterspielen musst. Dies ist ein weiterer Grund, warum manche Spieler in einem Live-Game ihre Open-Raise-Höhe nach oben schrauben (für die gesamte Range).
  • Wenn es Limper gibt, solltest du deinen Einsatz pro Limper um 1 BB nach oben schrauben.
  • Ein weiterer Big Blind macht Sinn, wenn ein Spieler auf Limps mit Erhöhungen reagiert, oder er zu 3-Bets Out of Position (OOP) neigt.
  • Stackgrößen stellen ebenfalls wichtige Faktoren da.  Gegen Ende eines Turniers werden Stackgrößen immer kleiner (in Bezug auf die Anzahl der Big Blinds). Deshalb will man nie mehr als notwendig riskieren und wird bei Open-Raise/3-Bet/4-Bet nicht aus der Reihe tanzen.
  • In der Theorie sollte - wenn du dich beim Open Raise für einen höheren Betrag  entscheidest - deine Eröffnungsrange (Opening-Range) kleiner und tighter sein. Je niedriger deine Raises sind, desto mehr Hände kannst du in deine Opening-Range aufnehmen.
  • Im Gegensatz zum letzten Punkt gibt es auch eine andere Denkweise: Spieler sollten ihre Open Raises je nach Position variieren. Aus frühen Positionen (UTG und HJ im Online 6-Max) eher klein wählen, aus später Position kann es dann etwas mehr sein. Begründung: Selbst wenn du aus früher Position mit einer starken Range eröffnest, wirst du gegen alle Caller nach dem Flop einen Positionsnachteil haben.
  • Vergleichen wir jetzt mit Erhöhungen aus späten Positionen (wie CO und BTN), wo du wahrscheinlich nach dem Flop Position auf deine Gegner hast. Wenn einer der Spieler aus den Blinds mitgeht, könntest du einen höheren Pot gewinnen. Die Gewinnmargen sind aus den Positionen BTN und CO am höchsten. Aus diesen Positionen darfst du also gerne etwas höher anspielen.
  • In bestimmten Situationen werden Antes, Straddles oder Multi-Blind-Strukturen verwendet. Dies wirkt sich auf die Höhe des Pots aus, schon bevor die Karten ausgeteilt sind. Also muss man sich natürlich auch bei der Setzhöhe anpassen. Es ist unabdingbar, dass man sich Gedanken über die durchschnittlichen Stackgrößen macht, wenn man das zusätzliche "tote" Geld in der Mitte abgreifen will (zudem müssen auch die Opening-Ranges angepasst werden).

3-Bet / 4-Bet / 5-Bet+

3-Betting und 4-Betting sind im modernen Poker vor dem Flop zur Normalität geworden. Deshalb ist es sehr wichtig, dass man versteht, wie dieses Re-Raises optimal gelingen (Setzhöhe, Frequenz, Ranges usw.). Man muss sie auch gut interpretieren können, damit man im Ernstfall die passende Reaktion findet.

Eigene 3-Bets

  • Merged oder Polarised: Die Höhe deines Einsatzes kann darüber entscheiden, wie polarisiert oder merged deine Ranges beim 3-Betting+ sind. Generell ist es bei einer eher hohen 3-Bet so, dass deine Range polarisiert sein sollte. Dies bedeutet, dass du deine stärksten Hände zum Re-Raisen für Value mit ein paar Bluffs mischen solltest (also Hände, die vielleicht zu schwach sind, um einen Raise zu callen). Je niedriger dein Re-Raise (insbesondere in Position), desto merged (breitere Value, weniger polarisiert) darf deine Range sein.
  • Allgemeines zur Höhe: Solver wie PokerSnowie empfehlen 3-Bets in Höhe des Pots – unabhängig von der Position.
  • Ausbeutende Setzhöhen: Gegen viele Gegner lohnt es sich, die Setzhöhe geringer oder höher zu wählen. Es hängt davon ab, wie tight der Gegner spielt, wie gut er das Post-Flop-Spiel beherrscht und wer nach dem Flop Position hat.
  • Hoch anspielen: Wenn dein Re-Raise höher als üblich ist, dann sollte deine Range polarisiert sein. Aber jetzt ist sie noch tighter und findet eher bei Premium-Händen Verwendung (z.B.: vielleicht würden die Value-3-Bets von der Range 99+, AQs+ und AK zu der Range QQ+ und AK wechseln, während du außerdem viele - aber nicht alle - deiner Bluffs in dieser Range aussetzt, um zu kompensieren).
  • Stackgrößen: Je größer die Stacks, desto höher können deine 3-Bets gegen eine Eröffnung ausfallen. Damit verringerst du nach dem Flop deinen SPR -Anteil. Der Gegner bekommt nicht mehr die richtigen Implied Odds, um mit vielen seiner Händen gegen deine 3-Bet fortzufahren. Eine ähnliche Idee gilt auch für Turniere: Die 3-Bet-Höhen sind generell kleiner als in Cash Games.
  • IP/OOP: Wenn du Position hast, kannst du deine 3-Bets normalerweise kleiner machen, als wenn du keine Position hast. Dies liegt an deinem Positionsvorteil, den du nach dem Flop haben wirst. Voraussetzung ist, dass dein Gegner nur callt und keine 4-Bet setzt.
  • Squeezes: Gehen wir davon aus, dass du eine 3-Bet gegen mehrere Spieler anspielst (z.B.: Spieler 1 eröffnet, Spieler 2 callt und danach folden alle zu dir, worauf du einen Re-Raise abfeuerst). Weil nun schon zusätzliches Geld im Pot liegt, sollte deine 3-Bet-Höhe größer ausfallen, als wenn du nur gegen einen Spieler antrittst.

Wie reagiert man auf gegnerische 3-Bets?

  • Position nach dem Flop: Wenn du dich gegen eine 3-Bet wehren musst, kannst du mit einer größeren Range an Händen weiterspielen, wenn du in Position bist. Ohne Position (OOP) wird es knifflig.
  • Höhe der 3-Bet: Wenn der Gegner eine kleinere 3-Bet-Höhe wählt, bekommst du dank besseren Pot Odds und Implied Odds die Möglichkeit, deine Hand-Range zum Weiterspielen etwas zu erweitern. Je höher die 3-Bet, desto mehr Hände musst du aufgeben.
  • Implied Odds: Viele spekulativen Hände, wie kleinere Paare und Suited Connectors, benötigen zum Weiterspielen gute Implied Odds. Die Chance, ein Set zu floppen, liegt bei 1 zu 8. Viele Spieler empfehlen, dass du mindestens Odds von 10 zu 1 haben musst, um mit kleinen Paaren den Flop anzusehen. Für Suited Connectors brauchst du eher 20:1. Wenn Du also einen Open-Raise spielst und der Gegner eine hohe 3-Bet außer Position bringt (etwa 14-BB-Raise auf 3-BB-Open bei 100-BB-Stacks), dann kannst du kleine Paare und Suited Connectors eher nicht in deine Range zum Weiterspielen aufnehmen. Du bekommst nicht die notwendigen Implied Odds.
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4-Bets

  • Position: Wenn du mit einer Erhöhung die Runde eröffnest und dein Gegner mit Position eine 3-Bet spielt, solltest Du häufig eine 4-Bet abfeuern. Dafür gibt es gute Gründe:
  1. Es wird schwer, ohne Position Value zu extrahieren, wenn du mit deinen stärksten Händen nur callst.
  2. Du bist nicht gezwungen, nach dem Flop OOP ohne Setzinitiative weiterzuspielen.
  3. Du könntest schon Preflop einen guten Pot gewinnen. Mit einem Call geht das nicht.
  • Setzhöhe: Es gibt zwei unterschiedliche Denkweisen bei der Setzhöhe. Normalerweise ist eine 2,25x – 2,5x 4-Bet akzeptabel, wenn du keine Position hast (z.B.: 2.5-BB-Open, 8-BB-3-Bet IP, 20-BB-4-Bet). Die Setzhöhe bei der 4-Bet kann auch kleiner ausfallen, wenn man Position auf den Gegner hat. Beispiel: AK könnte anstelle einer 3-Bet/5-Bet-Jam auch ein 3-Bet/Call sein, wenn man die 4-Bet höher als normal ansetzt (etwa Pot-Höhe).
  • Frequenz/Range der Hände: Trifft man auf einen Gegner mit hohen 3-Bet-Frequenzen, solltest du selber auch mit mehr Händen eine 4-Bet spielen. Oftmals kannst du den Pot schon Preflop gewinnen, in dem du den Gegner zu einem Fold bewegst. Dies lässt sich gegen kleine und große 3-Bets realisieren, insofern dein Gegner oft gegen 3-Bets und 4-Bets foldet.
  • 4-Bet-Shove oder kleine 4-Bet oder 3-Bet-Call: Bevor du mit deiner 4-Bet etwa 33 Prozent oder mehr von deinem Stack riskierst, solltest du überlegen, ob du die 4-Bet als Shove spielst, anstatt klein anzusetzen.

Wie reagiert man auf gegnerische 4-Bets?

  • Ähnlich wie beim letzten Punkt im Abschnitt "Wie reagiert man auf gegnerische 3-Bets" kann es in Deepstack-Cash-Games (also effektive Stackhöhen von ~125 BB bis 160 BB) schwierig sein, die passende Antwort auf bestimmte 4-Bets zu finden. Hier fließen viele Überlegungen ein. Du solltest die Position nach dem Flop beachten, ebenso die wahrscheinlichen Hand-Ranges und jegliche ausbeuterische Tendenzen.
  • 5-Bets+
  • In extremen Deepstack-Spielen kann es vorkommen, dass Spieler eine 5-Bet oder 6-Bet platzieren, ohne All-In zu gehen. Jedes Mal, wenn es zu einem Re-Raise kommt, wird die Range an Value-Händen kleiner. Aus diesem Grund werden Spieler manchmal mit 100 Prozent ihrer Continuation-Range auf eine 4-Bet mit einem Call reagieren. Dadurch bleibt ihre Continuation-Range stark und uncapped, ohne sie weiter zu verdünnen.

Bet  Sizing und Board-Texturen (Dry vs. Wet Flops)

Viele unterschiedliche Überlegungen sind fällig, wenn man auf der Suche nach der richtigen Setzhöhe ist. In diesem Abschnitt durchleuchten wir die verschiedenen Höhen und erklären die jeweiligen Vor- und Nachteile.

Kleine Setzhöhen (25 % bis 33 % des Pots)

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  • Equity verhindern: Wenn du eine eher schwache Hand hast und sie vor allem anfällig gegen Overcards ist, kannst du deine Hand mit kleinen Einsätzen schützen. So kannst du Equity von gegnerischen Händen verhindern, wenn diese tatsächlich dir gegenüber Equity  haben. Beispiel: Das Board ist A93 und du hast 22. Wenn du einen kleinen Betrag setzt, werden viele Hände unter Druck gesetzt. Vor allem die “High Card Hands” (etwa QJ) können kaum weiterspielen.
  • Deshalb benötigst du meist nur eine kleine Bet, um deine Hand zu schützen und den Pot einzustreichen. Du nimmst ihnen damit die 25-Prozent-Equity, die sie auf dem Flop hatten.
  • Riskiere das Minimum: Ähnlich wie im letzten Punkt. Wenn du kleine Einsätze bringst, riskierst du oft das Minimum, um den Pot mitzunehmen. Die meisten Gegner werden deine 22 auf einem Board von A93 nur callen, wenn sie auf dem Flop etwas getroffen haben, oder sie eine kleines Paar haben, das dich schlägt. Wenn der Gegner callt, kann er dich im Showdown wahrscheinlich schlagen.
  • Mit 22 willst du hier oft setzen, um High-Card-Händen Equity wegzunehmen. Aber wenn dein Gegner weitermacht, kannst du Geld sparen, indem du eine kleine Setzhöhe wählst.
  • Breite Range deines Gegners behalten: Ein weiterer Vorteil eines kleinen Einsatzes liegt darin, dass du die Range deines Gegners breit hältst. Gelingt dies, bereitest du eine gute Situation für Turn- und/oder River-Bluffs vor. In vielen Fällen wird dein Gegner auf einen größeren Einsatz folden.
  • Setze mit mehr Händen: Kleinere Einsätze erlauben es dir, mit einer größeren Range an Händen zu spielen. Deshalb kann es oft vorkommen, dass auf vielen Flops eher klein angespielt wird. Die Hand-Ranges sind jetzt noch sehr breit gefächert. Beispiel: Wenn du dich auf einem A95-Flop dazu entscheidest, mit KK  zu setzen, kriegst du von manchen schlechteren Händen oftmals noch einen Call. Eine 9, eine 5, ein kleineres Paar und viele Draws werden sich gegen einen Raise entscheiden.
  • Wenn du einen hohen Einsatz bringst, wirst du normalerweise die Draws aus dem Pot verdrängen (oder noch schlimmer: du zwingst den Gegner zu einem Raise, den sie bekommen nicht die richtigen Odds für einen Call. Nun ist dein KK in einer komplizierten Lage). Normalerweise wirst du nur von besseren Händen wie etwa Ax gecallt.
  • Deshalb funktionieren große Bets besser mit polarisierten Ranges und/oder auf Wet-Boards. Kleine Bets sollten für merged Ranges und Dry-Flops benutzt werden.
  • Dry-Flops: Ein kleiner Einsatz ist auf Dry-Flops von Vorteil. Du musst deine Value-Hände nicht sofort vor schlechten Turns/Rivers schützen. Es gibt keine offensichtlichen Draws oder andere Wege, wie der Gegner noch zu einer besseren Hand kommen kann. Zusätzlich sind die schlechten und marginalen Hände deines Gegners jetzt schon unter Druck und die Aussicht auf Turn und River ist für ihn nicht besonders schmackhaft.
  • Weiterhin kannst du viel mehr Hände spielen. Dadurch gewinnst du mit einer größeren Bandbreite an Bluffs mehr Fold-Equity. Viele Gegner werden auf bestimmte Dry-Flop-Texturen mit einem Check-Fold reagieren, wenn sie nichts treffen. Ein kleiner Einsatz erlaubt dir, mit minimalem Risiko einen Pot zu gewinnen.
  • Günstig zu Turn und River kommen: Stell dir vor, du machst mit KQ auf einem Flop von 862 eine C-Bet in Höhe von 35 Prozent des Pots. Viele Ax-Hände wird der Gegner auf diese C-Bet wegschmeißen (du hast also eine bessere Hand zum Fold gebracht). Wenn der Gegner aber callt und auf dem Turn zu dir checkt, kannst du ebenfalls checken und kostenlos einen River ansehen.

Mittlere bis größere Einsätze (50 % bis 80 % des Pots)

  • Mehr Value: Wenn du einen größeren Einsatz bringst, kannst du von den schwächeren Händen des Gegners mehr Value bekommen, falls er sich entscheidet, weiterzuspielen.
  • Deine Range ist polarisierter: Dies ist gut für deine Semi-Bluffs, denn wenn du diese mit in deine starken Value-Hände aufnimmst, kannst du dadurch mehr Fold-Equity erhalten.
  • Lasse den Pot für spätere Straßen wachsen: Die Setzhöhe, die du in den frühen Phasen einer Hand wählst, erlaubt es dir, die Höhe des Pots auf späteren Straßen zu manipulieren. Diese Strategie kann von Vorteil sein, wenn du einen Pot klein hältst (kleine Einsätze), oder wenn es dein Plan ist, auf dem River sämtliche Chips in die Mitte zu bringen (größere Einsätze).
  • Value erhalten, bevor die Scarecard kommt: Wenn du JJ auf einem Board von 974 mit zwei gleichen Suits hast, befindest du dich in einer kniffligen Lage. Kommt nun ein Ass, König oder eine Dame, friert dies womöglich auf Turn und River die Action ein. Es gibt verschiedene Straight- oder Flush-Karten, die deinem Gegner zur besten Hand verhelfen könnten. Mit einem großen Einsatz bekommst du Value von anderen Händen und Draws, bevor du die Chance eines Suckouts riskierst.
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Overbets (>100 % des Pots)

  • Die Nuts, bitte: Größere Einsätze, etwa in Höhe des Pots oder sogar Overbets, sollten dann verwendet werden, wenn du entweder die Nuts hältst, oder eine deiner Karten es unmöglich macht, dass dein Gegner die Nuts hat. Wenn es einen 3-Flush auf dem Board gibt und die das Ass dieses Suits hast, kannst du mit bestimmten Ax-Kombinationen einen hohen Einsatz/Overbet bringen (auch als Raise). Dies geht dann besonders gut, wenn du den Nut-Flush-Draw über die ganze Hand glaubhaft repräsentiert hast.

Tipps zu Value Bets und Betsizing auf Flop und Turn

  • Denke über deine gesamte Range nach: Es ist immer wichtig, dass du ein Gefühl dafür hast, wie deine gesamte Range mit dem Board interagiert, bevor du eine Bet platzierst. Manchmal ist es in Ordnung, in einem bestimmten Spot mit zwei unterschiedlichen Hand-Ranges unterschiedliche Einsätze zu bringen. Aber wenn du dies tust, ist es enorm wichtig, dass du deine gesamte Range weiterhin beschützt.
  • Beispiel: Wenn du mit deinen starken Händen zu 100 Prozent einen Einsatz bringst, dann schwächst du damit deine Checking-Range. Wenn du lediglich mit starken Händen große Einsätze bringst, dann stecken hinter deinen kleinen Einsätzen wahrscheinlich schwächere oder nur mittelmäßige Hände. Du läufst nun Gefahr, ausgebeutet zu werden.
  • Wenn du einen größeren Einsatz wählst, dann kann es ratsam sein, die schwächeren Hände in die Checking-Range aufzunehmen, anstatt mit ihnen kleine Bets zu platzieren.
  • Denke in jeder Phase der Hand an dein Stack-to-Pot-Verhältnis (SPR): Du solltest immer darüber nachdenken, wie sehr ein Einsatz auf einer Straße das Stack-to-Pot-Verhältnis auf späteren Straßen beeinflusst. Beispiel: Wenn du auf dem Turn eine Bet bringst, um auf dem River All-In zu gehen, dann denke darüber nach, wie hoch der Einsatz sein sollte.
  • Liegt der Pot gerade bei 30 BB und du hast effektiv noch einen Stack von 85 BB auf dem Turn, dann wächst der Pot bei einer Bet von 15 BB auf 50 BB und die effektiven Stacks auf dem River liegen bei 60 BB. Auf dem River müsstest du bei einem Jam also eine Overbet (= größer als der Pot) platzieren.
  • Wählst du aber eine Höhe von 23,5 BB, dann wächst der Pot auf 77 BB und die effektiven Stacks liegen bei 61,5 BB. Der River-Jam von dir würde also etwa 75 Prozent des Pots entsprechen.
  • Du kannst außerdem die Stackgrößen zu deinen Gunsten manipulieren (mehr dazu später). Vielleicht willst du mehr Fold-Equity mit einem River-Jam erzwingen, weshalb du 15 BB bei einem 30-BB-Pot abfeuerst, damit der River-Jam von 70 BB in 60 BB eine Overbet wird. Dadurch bekommst du wahrscheinlich mehr Fold-Equity.
  • Balanciert vs. ausbeutend: Ausbeutende Betsizes sind dann gefragt, wenn du einen Gegner hat, der dazu tendiert, leicht ausgebeutet zu werden. So kannst du deinen EV maximieren. Beispiel: Wenn du gegen einen kompetenten Gegner auf dem River mit dem Nut-Flush-Blocker erhöhst, kann das ein akzeptabler Move sein. Gegen Fische und wenig erfahrene Gegner ist dies aber nicht ratsam.
  • Der Fisch hat die allgemeine Tendenz, seine eigene Hand zu spielen. Er ist weniger geneigt zu folden und denkt auch seltener darüber nach, welche Range du repräsentieren könntest. Wenn du jedoch weißt, dass ein bestimmter Fisch eine Calling Station darstellt, dann kannst du deine Bets höher als normal ausfallen lassen. So winkt mehr Profit.
  • Balancierte Setzhöhen sind gegen härtere Gegner gefragt. Teile deine Draws und Made-Hands entsprechend in Betting/Raising, Check-Calling und Folding-Range auf.
  • Entwickle einen Plan für den Flop: Du brauchst unbedingt einen Plan, wie du den Flop spielen willst, bevor es zu Turn und River geht. Wirst du eine Bet als Bluff platzieren und danach aufgeben? Eignet sich deine Hand für einen Triple-Barrel?
  • Zur Übung kannst du mit verschiedenen Händen unterschiedliche Flops ansehen und dir ein Bild davon machen, wie verschiedene Turn-/River-Karten die Equities in deiner Hand in Relation zu der Range deines Gegners verändern. Wie willst du bei deiner Bet vorgehen? (Einfach geht dies mit Equity/Range-Programmen wie dem Poker Wahrscheinlichkeiten Rechner von 888 Poker.)
  • Verschiedene Setzhöhen können dir mit dem Lesen des Gegners helfen: Du musst wissen, wie du die Range deines Gegners manipulierst. Außerdem musst du deine Fähigkeiten beim Lesen des Gegners weiterentwickeln. Wie der Gegner auf deine Bets (in verschiedenen Höhen) reagiert, verrät dir eine Menge über die Stärke seiner Hand. Wenn du die wahrscheinlichen Hände/Ranges einschätzen kannst, dann bist du in einer viel besseren Situation, um das gewünschte Ergebnis zu erzielen.

River Betsizing: Bluffs und Value-Kombinationen

Der River ist eine besondere Straße, denn alle Hand-Equities sind nun durch. Somit ist das Setzen auf dem River eine etwas andere Situation als das Setzen auf Flop/Turn, weil du entweder für Value bettest oder einen Bluff ansetzt.

Auf dem River solltest du mit einer Hand setzen, wenn du in mindestens 50 Prozent der Fälle einen Call bekommst und gewinnst. (Hinweis: Dies muss in Cash Games immer der Fall sein, damit du deine Margen hinsichtlich der Langzeitprofite maximierst. In Turnieren kannst du aber deine Turnier-Equity bewahren und aus ICM-Gründen den Wert auf etwa 60 Prozent hochschrauben.)

Wenn du unausbeutbar bleiben willst, würde eine ausbalancierte Strategie daraus bestehen, dass du ein paar Bluffs zu der Anzahl an Value-Händen, mit denen du setzt, hinzufügst. (HINWEIS: Oftmals, insbesondere gegen schwächere Spieler, kannst du mit einer ausbeutenden Strategie höhere Profite erzielen, als wenn du versuchst, mit den Setzhöhen und den Value-zu-Bluff-Kombos balanciert zu bleiben.)

Hier ist eine Tabelle, die dir das Verhältnis von Value-Händen zu Bluffs zeigt, die du auf dem River haben solltest, wenn du auf eine ausbalancierte Strategie aus bist:

Bet Size

Bettor

Value Bet %

Bettor

Bluffing %

25%     (1/4-pot)

83%

17%

33%     (1/3-pot)

80%

20%

50%     (1/2-pot)

75%

25%

66%     (2/3-pot)

72%

28%

75%     (3/4-pot)

70%

30%

100%   (Pot)

67%

33%

150%   (1.5x-pot)

62%

38%

200%   (2x-pot)

60%

40%

Es ist interessant zu sehen, dass du mehr Bluffs in deine Range aufnehmen kannst, je größere die Setzhöhe wird (dies geschieht manchmal gegen die eigene Intuition, den du gehst davon aus, dass so eine Range aus den starken und premiumlastigen Value-Händen besteht). Ähnlich ist es bei kleineren Einsätzen, die weniger Bluffs enthalten sollen, aber auf der Basis einer breiteren (merged) Range aus Value-Händen stehen.

Wenn du manchmal abseits des Tisches Theorie paukst und dir River-Setzhöhen in verschiedenen Situationen ansiehst, musst du mehr Value-Hände hinzufügen. In manchen Fällen brauchst du mehr Bluffs, als es tatsächlich am Tisch der Fall ist. Solche Analysen sind unerlässlich, wenn du dein Spiel verbessern und Fehler beheben willst.

Welche Hände eigenen sich gut zum bluffen? Es wird schnell interessant, wenn du einen Blocker hast, der es deinem Gegner unmöglich macht, die Nuts zu haben. Du kannst außerdem einige der Hände aus deiner Range mit der niedrigsten Equity mit einfließen lassen.

Verschiedene Tipps rund ums Betsizing

Betsizing in Pokerturnieren

Wenn die Anzahl der Big Blinds in einem durchschnittlichen Stack im Laufe des Turniers immer mehr sinkt, wird dies erhebliche Auswirkungen auf die Setzhöhen haben. Open-Raise-Setzhöhen werden geringer ausfallen, ebenso die Höhe der typischen und daraus resultierenden 3-Bets und 4-Bets.

Weiterhin wird es üblich sein, dass du auch nach dem Flop kleineren Setzhöhen begegnest. Vor allem in den späten Phasen und am Final Table ist dies bei Poker Turnieren so. Diese Situationen entstehen hauptsächlich, weil die Spieler über ICM nachdenken und sich dem Wert ihrer Chips bewusst sind.

Unterschiedliche Stackgrößen und Setzhöhen

Verschiedene Stackgrößen beeinflussen zweifelsohne, wie groß die Bets und Raises ausfallen können. Vor allem liegt dies an SPR, was insbesondere in Postflop-Situationen zum Tragen kommt. Allgemein gilt: Je größer der Stack, desto größer sollten vor dem Flop deine 3-Bets+ ausfallen, um SPR zu manipulieren (Preflop Open-Raise-Setzhöhen sollten allgemein im Verhältnis zu den Blinds/Antes/Straddles gleichbleiben).

Kleinere Stacks können anschießend kleinere 3-Bet-Setzhöhen wählen. Bei Postflop-Setzhöhen sollte SPR immer in Erwägung gezogen werden, unabhängig von der ursprünglichen Stackgröße zum Start.

Setzhöhe und Poker-Tells

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Manchmal können Spieler unabsichtlich etwas über die Stärke ihrer Hand verraten, abhängig von der Setzhöhe, die sie wählen. Sie setzen vielleicht viel höher als normal und wollen in manchen Fällen einen Fold erzwingen. In anderen Fällen könnten sie eine kleinere Setzhöhe wählen, um den Gegner "zu melken".

Halte immer Ausschau nach Tendenzen, die sich ausbeuten lassen. Gegner geben bei der Setzhöhe viel über sich preis und du musst lernen, diese Tells zu interpretieren. Lerne, wie man am besten darauf reagiert, oder weiche von deiner Standardstrategie ab, um mehr herauszuholen, bzw. weniger Geld zu verlieren.

Sets/Trips: Setzhöhe (etwa auf Board mit Flush)

In den letzten Monaten habe ich mich vermehrt mit Poker-Training beschäftigt. Dabei viel eine Sache besonders auf und sie hat mit kleinen Setzhöhen auf Turn oder River zu tun, wenn man eine besonders gute Hand hat. Dies gilt auch, wenn der Gegner scheinbar ebenso eine durchaus gute Hand hat. Wenn man versucht, die Logik dahinter zu erkennen, macht es Sinn, sich einzustehen, dass wir nicht nur mit unseren stärksten Händen so wenig setzen, sondern mit einer ziemlich breiten Range an Value-Händen.

Ein zusätzlicher Vorteil bei kleinen Setzhöhen mit einer breiteren Value-Range liegt darin, dass es Gegner eventuell dazu bewegt, mit einem Raise ein Risiko einzugehen. Vielleicht interpretieren sie deine kleine Setzhöhe auf einem Wet-Board als Schwäche. Diese Strategie kann extrem von Vorteil sein, wenn du eine besonders starke Hand hast. Du kannst manchmal mehr Value bekommen, wenn du einen Bluff-Raise provozierst.

Zusammenfassung

Die Setzhöhe ist ein Aspekt im Poker, der oftmals nicht genug beachtet wird. Viele Spieler denken über die Zusammensetzung ihrer Range nach und analysieren Board-Texturen, aber so viele Faktoren des Spiels hängen sehr eng mit der gewählten Setzhöhe zusammen.

Denke daran, ein Lesezeichen für diesen Guide zu setzen. Du kannst jederzeit zurückkommen und deine Gedanken auffrischen, wann eine bestimmte Setzhöhe angebracht ist.

Viel Erfolg an den Tischen!